Werkleute am Tage begonnen hatten, wurde von dem !•⅞
beitsamen Zwergenvolke während der Nachtstunden zur vollsten Zu-
friedenheit des Baumeisters hergestellt, so daß in kurzer Zeit der
eherne Mund der Glocken die Gläubigen zum Hause des Herrn rufen
konnte. Zum Andenken setzte man drei in Stein gehauene Bilder von
Zwergen außen an die südliche Wand der Kirche, wo sie heute noch
zu sehen sind.
138. Die Zwerglöcher auf dem Schwarzberge.
(Edw. Heger in der Erzgebirgszeitung, 6. Jahrg., S. 57.)
Häufig haben sich die Zwerge auf dem Pürsteiner Burberge, so-
wie auf dem Leskauer Schloßberge aufgehalten. Ihr Hauptsitz war
jedoch auf dem Schwarzberge und viele Höhlen führten in die Tiefe
des Berges zu den Versammlungssälen. Diese merkwürdigen Höhlen,
glatt ausgemeißelt und schön gewölbt, sind noch gegenwärtig im Volks-
munde unter dem Namen „die Zwerglöcher“ allgemein bekannt, und
eines dieser Zwerglöcher enthält in einer etwas geräumigeren Weitung
einen Brunnen, dessen Wasser in der ganzen Gegend gerühmt wird.
Der Ort, wo die meisten Zwerghöhlen münden, wird die „Lihtmers-
kirch“ genannt, und man sagt, es sei vor geraumer Zeit eine Kirche
dort gewesen.
Die Zwerglein, die ehemals in diesen Höhlen gewohnt haben,
beschäftigten sich hier häufig mit Kuchenbacken. Auch haben sie daselbst
einmal ein Menschenkind beherbergt und das ging so zu: Eine Frau
aus dem nahen Dorfe Leskau hatte in diese wilde Waldgegend einst
ihr Kind mitgenommen, sie entfernte sich ein wenig von demselben und
konnte es zu ihrem Schrecken nicht wieder auffinden. Alles Rufen und
Suchen war erfolglos und so mußte die verzweifelnde Mutter ohne
ihr Kind heimkehren. Ein langer Zeitraum war vergangen, als die
Frau wieder einmal und ganz zufällig in jenen Wald kam. Doa trieb
sie ein unerklärliches Gefühl an, in eine der Zwerghöhlen hineinzu-
gehen, und wen erblickte sie darin? Zu ihrem freudigsten Erstaunen
ihr totgeglaubtes Kind, frisch und gesund und recht groß geworden,
und es aß ein Stück Kuchen; denselben hatte es von den guten Zwergen
bekommen, die seine Pfleger und Behüter geworden waren, seit es
damals von der Mutter weggekommen und aus Neugierde in die Zwerg-
höhle geschlüpft war.
Edw. Heger leitet das Wort „Lithmer“ von lih, der Leichnam, und mere,
die in der Unterwelt herrschenden, den Tod bezeichnenden Mächte ab, so daß es 1
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