Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
uun. grüßten sie freundlich mit dem Bergmannsgruße „Glückauf!“ 
und sagten: „Ruhet aus und seid fröhlich mit uns; was Ihr versäumt, 
das wollen wir Euch nach dem Tanze nachholen.“ Flink legten die 
Bergleute ihre Werkzeuge bei Seite, denn sie waren schon müde von 
der anstrengenden Arbeit, und folgten gerne der zutraulichen Einladung. 
Alles freute sich und war guter Dinge. Die Zwerge tanzten, und 
die Bergleute schauten ihnen vergnügt zu, so daß oft der Berg sich mit 
den beglückten Bergleuten zu drehen schien. Endlich erhob sich eines 
der kleinen Männchen, gab ein Zeichen mit der Hand und alles stellte 
sich in einem enggeschlossenen Kreise auf, in den auch die Bergleute 
eintreten mußten. Die Musiker befanden sich in der Mitte und es 
schien, als ob sie erst jetzt recht ergreifend spielen wollten, wohlgeordnet 
und langsam setzte sich der Kreis, dem ein Vortänzer voranging, in 
Bewegung; die Bewegung wurde unter dem seltsamen Hüpfen, Sprin- 
gen und Laufen immer schneller. Bald standen die Zwerge stille, 
schienen sich zu bedenken, dann fingen sie plötzlich wieder an, mit 
Händen und Füßen zu zappeln, dabei sprangen sie in die Höhe, der 
eine über den andern, bis alle in größter Unordnung waren. Die 
drei Gäste konnten sich des lauten Lachens nicht erwehren, was die 
Zwerge in ihrer Lust auch ungestraft ließen. Endlich setzten sich alle 
wieder auf ihre Plätze, nur ein altes, ganz graues Männlein trat zu 
den Bergleuten, strich mit seiner flachen Hand über deren Augen, die 
also bald erblindet zu sein schienen; dann nahm es die Bergleute bei 
der Hand und führte sie eine ziemliche Strecke aufwärts, bis sie in 
eine Kammer gelangten, wo sie rasch wieder sehend wurden. Hier 
ergriff sie nun das höchste Staunen, denn das ganze Gewölbe war 
mit goldenen Platten belegt; Gold= und Silberstangen lagen da auf- 
geschlichtet, wie daheim die Späne in der Küche; die Tische beugten 
sich unter der Last von Edelsteinen, die ein blendendes Licht verbrei- 
teten. Die Bergleute standen da wie versteinert. Endlich nach 
langem Schweigen sprach der Alte zu ihnen: „Nehmet Euch nun, 
was Euch nützlich ist; Ihr sollt damit so lange glücklich sein, als 
Ihr dabei fleißig und sparsam bleibt; thut Ihr das nicht, so 
werdet Ihr trotz des Reichtums noch elend sterben müssen.“ Ein 
jeder nahm nun so viel, als er in beide Hände bringen konnte, 
und bald befanden sie sich wieder unter den kleinen Männchen, die 
während der Zeit, als die Bergleute in der Goldkammer waren, 
für sie gearbeitet hatten. Mächtige Kupferadern waren aufgeschlossen 
und große Haufen Erze herausgearbeitet. Als die Bergleute den 
Zwergen danken wollten, war alles verschwunden; nur aus der 
Ferne hörte man noch die bezaubernde Musik. Bald begaben sich auch 
  
117
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.