Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
D Nachbarn tot und der Mann mußte sie mit Hilfe seiner Frau 2 
graben. Da sich aber beide darüber entsetzten und sich vor dem Tode 
fürchteten, kam das Männchen wieder und sprach: 
„Trinkt Baldrian, 
So kommt ihr alle davon.“ 
  
In einer Lausitzer Sage wird Baldrian von einem Vogel als Mittel gegen 
die Pest empfohlen. (Veckenstedt, Wendische Sagen, S. 337.) 
  
148. Der graue Zwerg am weißen Stein bei Alberode. 
Mitgeteilt von J. G. Müller, Kirchner und Lehrer in Lößnitz. 
Bei dem sogenannten weißen Stein, einem einzelnstehenden Fels- 
kegel zwischen der Mulde und Alberode, sitzt zuweilen ein graues 
Männchen. Wenn der rechte Mann kommt und zur rechten Stunde 
und sagt das richtige Sprüchelchen, der sieht den Zwerg, und dieser 
zeigt ihm große Schätze, ganze Backsschüsseln voll Gold. 
  
149. Das freundliche Verhältnis zwischen Zwergen und Men- 
schen wird gestört. 
(Edw. Heger in der Erzgebirgszeitung, 6. Jahrg., S. 59. 
Das Verhältnis zwischen den Zwerglein und Menschen blieb 
nicht immer ein freundliches. Es kam dahin, daß die kleinen Leute, 
wenn sie bittend vorsprachen, häufig von der Thür gewiesen, ja daß 
sie sogar verfolgt und an Freiheit und Leben bedroht wurden. 
Einst war ein Zwergweiblein nach Langenau gekommen, man 
ließ es aber nicht mehr fort und einige Unbarmherzige sperrten es so- 
gar ein. Es bat und flehte inständig um seine Freiheit, denn es habe 
ein ganz kleines Kindchen zu Hause und müsse es warten und pflegen; 
aber sein Bitten war umsonst. 
So saß es über Nacht gefangen und man hörte es in einem fort 
jammern und klagen: „Mein Spinnerl spinnt nit, mei Waferl waft 
nit, mein jüngstes Bübel greint Tag und Nacht!"“ 
Als man am Morgen öffnete, war das Weiblein tot. 
Aber diese Unthat ward gerächt. Aus dem Hause, wo sie ge- 
schehen, floh das Glück und der Segen für immer; die Besitzer gingen 
zugrunde, sie mochten arbeiten und sich mühen, wie sie wollten. 
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