s—4 Mann, fuhren in den Schacht und sahen den reichen *ç§:½
Die meisten Gewerken waren bemittelte Leute, sie wollten den alten
Kapuzer mit Ruhe in seinen alten Tagen für seinen Fund belohnen,
aber er schlug es aus, obschon sie ihm doppelten Lohn boten. „Ich
will in meinem Berufe sterben, ist ja das Grab auch nur ein Schacht,
in dem der Silbergang der Ewigkeit glänzt,“ rief der Greis mit Thrä-
nen in den Augen; „ich kann noch arbeiten.“ Die Bitte ward ihm
gewährt, seine Kinder wurden gekleidet und er durch ein ansehnliches
Geschenk der drückenden Nahrungssorgen für sich und die Seinen ent-
zogen. Noch sechs Jahre arbeitete er mit gleicher Thätigkeit. Da rief
ihn der Bergfürst von der Schicht. Früh morgens um drei Uhr
wollte er zur Arbeit aufstehen, aber er vermochte es nicht. Um acht
Uhr rief er seinen ältesten Knaben: „Geh' zum Bergmeister,“ sprach er,
„und sag' ihm, der alte Kapuzer werde bald Schicht machen, sein
Grubenlicht wolle verlöschen, er solle mich noch einmal besuchen.“ Der
redliche Bergmeister kam zu dem Sterbenden und dieser erzählte ihm
die Geschichte von dem Bergmännchen. Der Bergmeister stand gerührt
an seinem Bette. Dann faltete der Kranke die Hände, betete still
und endlich sprach er mit schwacher Stimme: „Es ist vollbracht, Glück-
auf!“ und verschied.
Wenn ein redlicher Bergmann aus Armut stehlen will, warnt ihn
das Bergmännchen, und nur die, welche geübte Bösewichter sind, über-
läßt es der Stimme ihres Gewissens und der strafenden Hand der
Obrigkeit.
166. Das gespenstische graue Männchen in der Grube „Treue
Freundschaft“ bei Johanngeorgenstadt.
(Engelschall, Beschreib. d. Bergstadt Joh.-Georgenstadt. 1723, S. 136.)
In dem Bergwerke zur „Treuen Freundschaft“ hat sich am
7. Aug. 1719 folgendes begeben: Es arbeitete vor Ort Johann
Christoph Schlott, und da man zu Mittag ausgepocht hatte, hörte er
gegen den Schacht noch jemanden husten. Da meinte er, es werde der
Steiger vor Ort fahren, solches in Augenschein zu nehmen. Nachdem
sich aber niemand eingestellt hatte, wollte er ausfahren; aber kaum
hatte er sich umgewendet, da nahm er wahr, wie ihm jemand vom
Schachte her mit brennendem Grubenlichte entgegen kam. Dadurch
wurde Schlott in seiner früheren Meinung, daß es der Steiger sei,
wieder bestärkt. Doch als sie endlich beide auf der Strecke zusammen-
stießen, nahm er wahr, daß es ein sehr kleiner Mann in einem braunen
Kittel war. Derselbe hing eben, als Schlott vorbei fuhr, sein Gruben-
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