— ans Gestein, so daß es auch sofort hängen blieb, legte die Tasche
ab und sprach zu Schlotten: „Ists schon Schicht?“ denn die Berg-
leute fuhren an diesem Tage wegen der Beerdigung des Hammerwerks-
besitzers eine Stunde früher aus. Bei dieser Anrede überfuhr Schlotten
ein Schauer, er eilte davon und traf keine Arbeiter mehr in der Grube
an. Dies Begegnis erzählte er darauf dem Steiger, welcher anfangs
nicht viel davon wissen wollte; doch mußte Schlott später den Ort
zeigen, woran das Männchen sein Grubenlicht gehangen hatte. Da-
selbst nahm man eine kleine Kluft wahr und es wurde an der Stelle ein
Schuß gebohrt, der einen Gang öffnete, von dem man mehrere Quar-
tale nacheinander eine gute Ausbeute machte.
167. Der boshafte Berggeist in dem Schachte Orschel.
(Mündlich.)
Ein Bergjunge fuhr einst auf dem Bergschachte Orschel bei
Schneeberg an; da erschien ihm ein Berggeist, welcher ihn töten wollte.
Doch ließ er es bei der Drohung bewenden, wenn ihm der Junge
alle Tage eine Semmel mitbrächte; aber er solle niemandem etwas
davon sagen. Eines Tages brachte der Junge keine Semmel mit und
wurde in einem Kübel erwürgt. Als man ihn fand, lagen um ihn
herum viele verschimmelte Semmeln, mit denen er an das Tageslicht
gefördert wurde.
Diese Sage hat eine unverkennbare Ahnlichkeit mit der vom Berggeiste am
Donat zu Freiberg. Das. Geschenk, einer Semmel, welches dem Berggeiste gemacht
werden muß, erinnert an das Essen, welches man nach deutschen Sagen den Ko-
bolden hinsetzen mußte. Wie die Kobolde sind hier vielleicht auch die Berggeister
als Geister der Vorältern und zwar derjenigen, welche in der Erde ruhen, aufzu-
fassen. Zwergen und Berggeistern werden an gewissen Orten Speisen und Getränke
hingestellt, wofür sie sich durch Geschenke dankbar bezeugen. (Nork, Sitten und Ge-
bräuche, S. 241) In Idria stellen die Bergleute den Wichtlein, die man im Berg-
werke öfters klopfen hört, ein Töpflein Speise an einen besondern Ort. (Grimm,
Deutsche Sagen, I. No 37.)
168. Der Berggeist verlangt für reiche Anbrüche eine Pfennig-
semmel.
(Ed. Wenisch, Sagen aus dem Joachimsthaler Bezirke. 1882, S. 1. 2c.)
Vor langen Jahren lebte in Joachimsthal ein erfahrener, aber
armer Bergmann, namens Christoph Wattmer, der sich und seine zahl-
reiche Familie, so gut es eben ging, durch seiner Hände Fleiß redlich
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