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ernährte. War auch oft in seiner Hütte Schmalhans Küchenmeister,
so bewahrte sich doch Wattmer stets einen heiteren, zufriedenen Sinn,
um den ihn seine Kameraden nicht selten beneideten. Einmal hatte
er aber in der Nacht einen bösen Traum, der ihn recht traurig stimmte,
da er ein großes Unglück befürchtete. Deswegen wäre er gern von
der kommenden Morgenschicht weggeblieben, allein er mußte seiner
Pflicht folgen. Mit sorgenschwerem Herzen machte sich also Wattmer
beim Tagesanbruch auf den Weg zum Grubenhause, verrichtete daselbst
sein Gebet und mit dem üblichen „Glück auf!“ fuhr er im Namen
Gottes in den tiefen Schacht. Als er vor Ort war, arbeitete er flei-
ßig und unverdrossen, bis er plötzlich in der Nähe ein Klopfen und
Hämmern, ein Achzen und Stöhnen vernahm, das ihn nichts Gutes
erwarten ließ. Wie er nun in Gedanken versunken dastand, sah er
einen großen, dicken Mann im schmierigen, erdfahlen Grubenkittel auf
sich zuschreiten. Er hatte einen großen runden Hut auf dem Kopfe,
Schlägel und Eisen im breiten Gürtel, in der rechten Hand aber trug
er ein Grubenlicht, das die ganze Strecke taghell erleuchtete. Je näher
die unheimliche Gestalt kam, desto enger schnürten Furcht und Grausen
des Bergmanns Brust zusammen. „Fürchte Dich nicht,“ redete der
Berggeist den zitternden Bergmann an, „ich will Dir kein Leid zufügen,
denn Du bist mir gerade willkommen. Sorge täglich für eine Pfennig-
semmel, es soll nicht Dein Schaden sein!“ Der Bergmann that, wie
ihm befohlen ward, und brachte dem Berggeiste jede Schicht eine
Pfennigsemmel. Darüber erfreut, sprach der Berggeist eines Morgens
zu Wattmer: „Da Du bisher meinen Wunsch erfüllet hast, will ich
Dich zum reichen Manne machen.“ Nach diesen Worten schlug er an
die Wand und sofort öffnete sich eine Strecke voll Silbererzes. „Melde
den Anbruch“, fügte er hinzu, „Deinen Vorgesetzten, doch sage nie-
mandem, daß ich mit Dir im Verkehre stehe, sonst bist Du unrettbar
verloren!“ Der Bergmann versprach Stillschweigen, schied mit dank-
erfülltem Herzen von seinem Gönner und fuhr vergnügt zu Tage. Er
eilte alsdann zum Berghauptmann und hinterbrachte ihm die Nach-
richt von dem reichen Silberanbruche. Wie ein Lauffeuer ging diese
Kunde von Mund zu Mund und Freude strahlte auf allen Gesichtern.
Die gesamte Bergknappschaft veranstaltete nun zu Ehren des wackern
Christoph Wattmer ein glänzendes Mahl, bei welchem er obenan saß.
Als die Teilnehmer des Freudenfestes im Saale schmausten, zechten
und sich lustig machten, bestürmten sie unablässig Wattmer, er möge
ihnen doch endlich über das unerwartete Auffinden des Anbruches
näheren Aufschluß geben. Die Aussage, die derselbe machte, genügte
den neugierigen Kameraden, welche den Zusammenhang der Sachlage
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