Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
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zum Obersteiger mit Gehaltszulage mitbrachte, da klingelte es 5 
einmal wie goldene Schellen auf den zinnernen Tellern, die an der 
Wand standen, und siehe, es fielen eitel neue Goldstücke durch die 
Decke herab, hundert an der Zahl. In der Mitte war ein Mönch 
darauf geprägt, und rund herum standen die Worte: „Beschert Glück 
zur Daniel-Zeche!“ Jetzt erkannte Daniel wohl seinen alten Freund, 
den Berggeist, und in der Freude seines Herzens griff er nach einem 
Becher Weins und brachte auf den Berggeist die Gesundheit aus. 
Da that ihm jedermann Bescheid, die Gläser klirrten und zugleich er- 
tönte eine starke, liebliche Musik von Harfen und Zithern, Hörnern 
und Schalmeien. Als man aber die Thüre öffnete und den Spiel- 
leuten zu trinken geben wollte, da war niemand zu sehen und zu hören. 
170. Der Berggeist von Abertham. 
(Wenisch, Sagen aus dem Joachimsthaler Bezirke, S. 84.) 
Am ältesten Ende von Abertham liegen mächtige Halden der 
ehemaligen „Kreuzzeche,“ welche in der letzten Periode des dortigen 
Bergbaues allein zur Förderung sämtlicher Erze und Gesteine der 
Aberthamer Grubengänge benutzt wurde. Über 300 Bergknappen waren 
bloß zur Förderung angelegt. Als man aber daran ging, in genann- 
ter Zeche mancherlei Fördermaschinen einzusetzen, waren viele Bergleute 
um ihr Brot besorgt und trauerten und jammerten. Ihr Klagen rührte 
sogar den mächtigen Berggeist, der sich entschloß, die bedrängte Lage 
von den armen Bergleuten abzuwenden. Er ließ sich daher mehrmals 
an verschiedenen Orten der Kreuzzeche sehen und stieß bei seinem je- 
weiligen Erscheinen die warnende Drohung aus: 
„Legst Du mir meine Manneln (Knappen) ab, 
So schneid' ich Dir Deine Mittel ab!“ 
Da sich jedoch der Bergherr an diese Drohung nicht kehrte, son- 
dern unablässig darauf sann, immer mehr Maschinen in Anwendung 
zu bringen, trat endlich, nachdem des Berggeistes Langmut ein Ende 
genommen, die unglückliche Katastrophe ein, welche die gesamte 
Knappschaft schon längst befürchtet hatte. Es brach nämlich eines Tages 
der sogenannte tiefe Stollen, auch Schlickenstollen genannt, zusammen 
und ließ sich nicht mehr bewältigen. Alle angewandten Kunstgriffe, 
die Entsumpfung der nach Erz führenden Horizonte zu bewerkstelligen, 
erwiesen sich zwecklos; die Mittel waren und blieben abgeschnitten. 
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