Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

schüttet die Späne wieder aus, und da ungefähr ein Spänlein *’*-–rs 
geblieben und er nach Hause kommt, findet er an dessen statt einen 
ganzen Thaler. Er gehet alsobald wieder in den Wald, in der Hoff- 
nung, solcher Thaler viel aufzulesen, aber vergebens. Doch weil die- 
ser Mann damals in kurzer Zeit zu seinen Mitteln gekommen, hat 
man vermutet, er müsse etwas gefunden haben. Von dieser Begeben- 
heit an gehet niemand gern an der Aschermittwoche daselbst ins Holz, 
in der Meinung, der Teufel jage das Holzweibchen an der Ascher- 
mittwoche. 
  
Auch im Thüringerwalde und Fichtelgebirge wohnen Waldweibchen zuweilen bei 
den Menschen, sie geben ihnen Geschenke und sind vor dem wilden Jäger auf Baum- 
stämmen, in welche drei Kreuze eingehauen wurden, sicher. Dasselbe wird von den 
Moosweibchen erzählt, welche Menschen um Brot bitten. Wenn in Pfaffenreut bei 
Wunsiedel beim Mahl an dem Rande der Schüssel durch Herausschöpfen Tropfen 
hängen blieben und viese die Kinder oder auch Erwachsene mit dem Löffel abstreifen 
und verzehren wollten, sagten die Altern: „Das dürft ihr nicht, das gehört dem 
Moosfräula!“ Ein Beweis von dem freundschaftlichen Verkehre, in welchem die 
Wald= und Moosweibchen mit den Menschen standen. (Witzschel, Sagen aus Thüringen, 
No. 206, 212, 221, 235. Zapf, Sagenkreis des Fichtelgebirges, S. 37.) 
Mannhardt erklärt die Holz= und Moosweibchen für Genien der Wälder und 
Personifikationen des Blättergrüns; darauf fußt der Glaube, daß ihr Leben an das- 
jenige der Waldbäume gebunden ist. Wenn die Sage erzählt, daß der wilde Jäger 
(d. h. der Sturmgott Wuotan) die Waldweibchen jage, so ist dann darunter der Sturm 
zu verstehen, welcher die Blätter vor sich her treibt. Damit hat sich aber die ältere 
Vorstellung, nach welcher unter den gejagten Frauen Wolken zu verstehen sind, ver- 
ändert; die Wolkenfrauen, welche durch Regen die Pflanzenwelt befeuchten, sind 
später auf die Erde herabgezogen und zu Waldgenien geworden. (Mannhardt, die 
Götter der deutschen und nordischen Völker, S. 112 und 116.) 
  
179. Von Holzweibchen geschenkte Späne verwandeln sich in Gold. 
(Edwart Heger in der Erzgebirgszeitung, VI. S. 84.) 
In der Gegend von Kupferberg erhielten Waldarbeiter von den 
Holzweibchen häufig Geschenke; doch mußten sie sich auch manchen 
Schabernack gefallen lassen. Oft machten sich die Weibel unsichtbar 
und nahmen den Leuten die mitgebrachten Lebensmittel weg. Der 
hungrige Waldmann fand dann manchmal statt des Mittagsbrotes 
höchst ärgerlicherweise nur eine Menge Hackspäne in seinem Schnapp- 
sacke vor, die er meist achtlos wegwarf. Zuhause angekommen, erstaunte 
er freilich, wenn einige hängengebliebene Spänchen und Splitter zu 
purem Golde geworden waren. Ahrliches passierte auch einmal zweien 
Gaarmen Weibern, die oberhalb des Pürsteiner Burberges und unweit 
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