Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
an die Kammerthür gebracht, welche er noch rettete. Der 
meistersubstitut des Ortes unterstand sich das Ungeheuer zu fragen, da 
es denn viel geredet, in einem Tone, wie ein zarter Knabe oder eine 
Weibsperson, es ist auch zornig auf ihn geworden, daß es ihn hinein 
in die Kammer gefordert, wohin er sich jedoch nicht getraute, sondern 
ist in der Thür stehen geblieben. Hernach haben auch andere ihren 
Fürwitz gebüßt und allerlei gefragt: unter andern, ob es von einer ge— 
wissen Person dahin gebannet wäre, da es denn mit Ja geantwortet. 
Als am 18. Januar die Wirtin eines Kindes genesen, und am 20. 
darauf das Taufmahl gegeben wurde, wobei sich auch nebst den Ge— 
vattern der Pfarrer und andere Leute befunden, ist weiter nicht das 
geringste gehöret worden. 
  
Es ist bereits in der Einleitung zu diesem Abschnitte darauf hingewiesen worden, 
daß die Kobolde als unselige Geister erscheinen, welche nicht beten können. Als der 
Bauer dem Kobolde in Schmalzerode vorbetete und an die Worte kam: „Das Blut 
Chrtsti,“ setzte der Kobold an und sprach: „das Blut — das Blut —“, dann sprang er 
verdrießlich auf, stampfte mit dem Fuße und rief: „Ach was, das Blut zicke, zacke, 
zicke, zacke!“ bleckte die Zähne und lief aus der Stube und ist nicht wieder gekommen. 
(Größler, Sagen der Grafschast Mannsfeld, Nr. 32.) 
In einigen Sagen erscheinen die Kobolde sogar mit teuflischen Zügen. So 
nahm ein Kobold in Kloster Mannsfeld seinen Weg durch den Schornstein, als er 
einer Frau während des Gottesdienstes Speisen und Getränke brachte; er war dabei 
wie helles, loderndes Feuer anzusehen. Im Dorfe Wettelrode trug eine alte Frau 
Kobolde zum Verkaufe; wer einen solchen gekauft hatte, der mußte seinen Namen 
mit dem eigenen Blute in ein Buch schreiben, welches die Frau bei sich hatte. (Größler, 
Sagen der Grafsschaft Mannsfeld, Nr. 146 und 201.) Die zum Verkaufe ausgetrage- 
nen Kobolde erinnern übrigens an die Bilder von Hausgöttern (S. die Einleitung); 
Kobolde waren wie letztere klein, denn der Kobold (vom wälschen cob, der Daumen) 
ist ein Däumling. 
213. Der Poltergeist zu Grüna. 
(Lehmann, Histor. Schauplatz, S. 951.) 
Auf dem adeligen Vorwerk Grüna bei Scharfenstein hat ein Polter- 
geist im Stall an Menschen und Vieh großen Mutwillen geübt, daß 
fast kein Gesinde mehr bleiben konnte. Endlich sind Leute in einer 
Kammer, da es sich am meisten hat spüren lassen, mit bloßem Gewehr 
geordnet worden, welche alle Winkel durchhauen mußten, da sich end- 
lich eine alte Haube oder Mütze soll gefunden haben, und hat damit 
die Gaukelei ein Ende gehabt. 
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