Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

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wie ein altes Angesicht mit einer schwarzen Haube. Es gab der — 
genossin eine starke Ohrfeige, daß man die roten Striemen noch des 
andern Tages sehen konnte. Es steckte die Ofengabel, Ofenkrücke, einen 
langen Borstwisch mit allerlei Lumpen behangen zur Hausthür hinaus 
auf die Gasse. Ferner zog es den großen Wassertrog ab und ver— 
steckte die Zapfen, setzte ein brennendes Licht auf die Hausbank und 
schürte Feuer auf dem Herde. Dergleichen Schalkheiten verübte es 
sehr viel, und wenn es etwas angestiftet, so lachte es. Es versteckte 
die Schlüssel, streute Korn vom Boden hinab in den Hof. Der Hausgenossin 
Betten trug es auf den Gang hervor, aber man sahe keinen Träger. 
Es steckte allerlei Sachen zusammen in den Ofentopf. Ein Studiosus 
sahe etwas wie ein altes Gesicht, es warf ihn mit einem Steinchen 
und hielt ihm rücklings beim Claviocordio mit kalten Händen die 
Augen zu. Es entführte unterschiedliche ausgebreitete Wäsche. Den 
26. Sept. befand sich Feuer und Dampf auf dem Holzstalle, worauf 
die Bewohner des Hauses Lärm machten, so daß es bald gelöscht 
wurde. Mittlerer Zeit war allenthalben gute Anstalt wider alle 
Gefahr getroffen worden. Im Hause wurde täglich zu gewissen 
Stunden gesungen und gebetet. Es wurde auch öffentlich in der 
Kirche Fürbitte angestellt. Nachgehends hat sich weiter nichts mehr 
spüren lassen. 
  
Dieser Sage liegt eine wirkliche Thatsache zu Grunde, doch hat der Aber- 
glaube viel dazu gedichtet. Richtig ist es nämlich, daß der Spuk in dem Hause des 
Archidiakonus Zobel zu Annaberg zum Teil von einem Manne mit Namen Anton 
Friebel hervorgerufen worden war, welcher sich in eine zottige Decke gehüllt und in 
dieser Verkleidung entweder als Hund oder selbst als altes Weib die Bewohner zwei 
Monate lang geängstigt hatte. Trotz des Geständnisses von Friebel hielt man eine 
derartige Täuschung auf natürlichem Wege für unmöglich, so daß selbst in dem Ur- 
teile des Schöppenstuhls zu Leipzig vom 8. Januar 1693, wodurch der Inquisit 
zum Strange verurteilt ward, seiner spukhaften Erscheinungen ausdrücklich und leb- 
haft gedacht wurde. Der Geistliche, der ihn hiernächst zum Tode voxbereitete, drang 
mit der Frage in ihn, ob er nicht ein geheimes Bündnis mit dem Satan habe, und 
als er sich erbot, seine Zauberstückchen vor aller Augen zu wiederholen, wenn man ihm 
seine zottige Decke geben wollte, verwies ihm dies der Geistliche mit heiligem Schauer 
und ermahnte ihn, die wenigen Stunden, welche er noch zu leben hätte, nicht zu 
zu solchen Teufeleien, sondern zu seiner Bekehrung zu verwenden. (Unterhaltungs- 
blatt zum Erzgeb. Volksfreunde, 1884, No. 32.) 
  
216. Der Koboldstein bei Pfaffengrün. 
(Wenisch, Sagen aus dem Joachimsthaler Bezirk, S. 50.) 
Wer von Joachimsthal aus auf der steilen, nach Mariasorg 
führenden Gemeindestraße wandert, genießt auf der Mariasorger Höhe 
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