Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

1 
ganz abgemattet waren und fast odemlos umsanken. Wenn sie „2 
nun fast nicht mehr tragen konnten, hüpfte er von ihrem Rücken plötz- 
lich weg, schnellte auf einen Baum und schlug ein schmetterndes Ge- 
lächter auf. Dies arge Possenspiel trieb Geist Mützchen absonderlich 
im Jahre 1573 und sind viele Personen durch sein Aufhockeln krank 
geworden. Einst fand eine Butterhökerin einen prächtigen Käse im 
heimischen Busche. Des Fundes froh und überrechnend, was sie dafür 
lösen werde, legte sie ihn in ihren Tragkorb; da wurde der Korb so 
schwer, daß sie endlich von der Last niedergezogen ward und in die 
Knie sank und den Korb abwarf. Da rollte ein Mühlstein aus dem 
Korbe und in die Büsche, und aus den Büschen schaute Mützchen mit 
gellendem Gelächter, daher man auch von einem hell und grell Lachen- 
den sagt: „Der lacht wie ein Kobold.“ Den Namen aber hatte Mützchen 
von seiner Nebelkappe, die ihn unsichtbar machte, und wenn er sie 
abthat, so sah man ihn, und dann setzte er sie oft plötzlich wieder auf 
und war im Nu verschwunden. Davon ist das Sprichwort entstanden, 
wenn jemand etwas sucht und es an einem Orte gesehen zu haben glaubt 
und es doch nicht finden kann, daß man sagt: „Ja, da sitzt er und 
hat Mützchen auf!“ — nämlich der Zwerglein unsichtbar machendes 
Nebelkäppchen. 
  
Vom Geist Mützchen wird hier ausdrücklich hervorgehoben, daß er im Besitze 
der überhaupt keinem Zwerge fehlenden Tarn= oder Nebelkappe gewesen sei. Er 
hat aber offenbar die neckische Koboldnatur, welche den eigentlichen Zwergen fehlt. 
Letztere leben mit den Menschen auf freundschaftlichem Fuße und treten auch gewöhn- 
lich als Volk auf; Kobolde leben dagegen meist einsam. Die Nebellappe ist ein Ab- 
bild des Berges, dem Wohnorte der Zwerge. Auch nach anderen deutschen Sagen 
tragen Kobolde Mützchen und zwar von roter Farbe. (Sommer, Thüringsche Sagen, 
S. 171.) Der hildesheimische Kobold „Hütchen“ hat von dem spitzen roten Hute 
seinen Namen. (Jac. Grimm, Deutsche Myth., S. 290.) 
219. Der Katzenveit im Kohlberge bei Zwickau. 
(Ein gründlicher Bericht vom Schnackischen Katzen-Veite. Als einem 
wercklichen und würcklichen Abentheure beym Kohlenberge im Voigt- 
lande 2c. An den Tag gegeben von Steffen Läusepeltzen, aus Ritt mier 
ins Dorff. o. O. u. J. (1651.) Daraus bei Gräße, Sagenschatz d. 
K. Sachsen, No. 616.) 
Um den Kohlberg bei Zwickau soll sich ein Gespenst sehen lassen, 
welches seiner lustigen Streiche wegen viele Ahnlichkeit mit dem Rübe- 
zahl hat und der Katzenveit heißt. Jener Berg hat seinen Namen von 
  
———— 
170
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.