Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
- Er fähret ins Bett hinein mit Furcht und Grausen, und 50 
Weib verweist ihm seine Verwegenheit, warum er bei elenden Sterbe- 
zeiten so frech hinaus geschrien; sie fangen an mit einander zu beten. 
Das Heulding fähret hinauf auf den Oberboden, und von dannen zum 
Fenster in das Quergäßchen herunter, und heulet wieder aufs neue vor 
des Büttels Thür, und des Morgens erfuhr er, daß auch darinnen 
ein Patient am Tode läge. Der Schuhmacher aber hat noch über 30 
Jahre gelebt und ist erst anno 1664 an der ungarischen Soldaten- 
krankheit gestorben. 
224. Die Winselmutter bei Grünhain. 
(Nach Ziehnerts poet. Bearbeitung bei Gräße, Sagenschatz des K. 
Sachsen, No. 530.) 
In der Nähe von Grünhain fließt der sogenannte Oswaldsbach. 
An demselben soll um die Mitternachtsstunde ein gespenstischer Schatten 
auf= und niederhuschen, der beständig Klagetöne ausstößt. Das Volk 
nennt denselben die Winselmutter und erzählt sich, einst habe ein Jüng- 
ling, dem seine Geliebte die Treue gebrochen, in dem genannten, an 
vielen Stellen sehr tiefen und reißenden Bache seinem Leben ein Ende 
gemacht; seine ihn liebende Mutter habe ihn darauf sieben Tage lang 
aufs sorgfältigste gesucht, aber doch seinen Leichnam nicht wieder- 
finden können, und so sei sie zuletzt selbst an Erschöpfung und gebroche- 
nem Herzen gestorben. Weil sie dabei gegen Gottes weise Fügung ge- 
murrt, so sei es nun ihr Los, ewig den Körper ihres ertrunkenen 
Sohnes unter steten Klagen und Wimmern suchen zu müssen. 
  
Die Sagen von der Klagefrau, (Winselmutter oder Wehklage sind auch dem 
Vogtlande und der Lausitz nicht fremd. Im Vogtlande stellt man sich jedoch das 
Gespenst nicht in menschlicher Gestalt, sondern als Kalb oder Schaf mit feurigen 
Augen vor, oder es wird als unförmliches Wesen beschrieben. (Köhler, Volksbrauch 
2c., S. 478.) 
  
225. Irrlichter bei Annaberg und Scheibenberg. 
(Chr. Lehmann, Hist. Schauplatz, S. 421. Moritz Spieß, Aberglauben 
2c. des sächs. Obererzgebirges. Programmarbeit. 1862, S. 39.) 
Am Schottenberge unter Annaberg giebts alte Bergkessel und 
Bingen, an denen der Fußsteig vorbei geht. Daselbst sind etlichemal 
bei Nacht, sonderlich zur Winterszeit, Reisende von Irrlichtern bethört 
und in Löcher und tiefen Schnee geführt worden, so daß man sie auf 
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