5 jämmerliches Schreien und Rufen mit Laternen aufgesucht und #
rettet hat.
Im Jahre 1683 ging ein Witwer mit seiner Braut beim Scheiben-
berger Gottesacker vorbei und sagte: „Da drinnen liegt mein voriges
liebes Weib.“ In dem Wort blendet sie ein Licht und umgiebt
sie ein Feuerschein zweimal, so daß sie mit Schrecken davon gelaufen
sind.
Auch bei der Grube „Dorothea“ auf Geiersdorfer Gebiet und
bei der Grube „Stern“ auf Mildenauer Revier läßt sich zu gewissen
Zeiten ein Lichtlein sehen.
226. Die Staatslaterne bei Geyer.
(Andrä, Chron. Nachrichten von Annaberg. 1837, S. 77. Gräße,
Sagenschatz d. K. S., No. 491. Grimm, das sächs. Erzgebirge, 1847,
Seite 253.)
Nordöstlich von Geyer gegen den Greifenstein hin zeigt sich an Herbst-
abenden eine merkwürdige Lufterscheinung oder ein rötlich leuchtendes,
beinahe 7 Ellen hohes Irrlicht, das, sobald es sich zu bewegen an-
fängt, immer kleiner wird, bis es endlich gar verschwindet, in der
dortigen Gegend aber die Staatslaterne von Geyer genannt wird.
Sagen von Frrlichtern sind ungemein zahlreich; dabei erscheinen die Irrlichter
entweder als selbständige Flammen, oder sie fließen mit der Vorstellung von feurigen
Männern zusammen. Eine Laterne wandelt des Nachts zwischen dem Pfaffenholze und
Martinsrieth bei Sangerhausen, #desgleichen im Loh, einem Hölzchen bei Buttstädt;
beide Laternen werden von einer Hand gehalten, ohne daß man sonst jemanden sieht.
(Witzschel, Sagen aus Thüringen, No. 267 und 303.) Im Vogtlande will man
dagegen bemerkt haben, daß jedes Irrlicht den Kopf zu einer dunkeln, gewöhnlich
nicht sichtbaren Gestalt bilde. Hier nähert es sich dem feurigen Manne. Als wirk-
licher feuriger Mann, also offenbar als Kobold, erscheint es auf einer sumpfigen
Strecke bei Loitzsch. An einem andern Orte tanzen die Nixe mit Frrlichtern. (Eisel,
Sagen aus dem Vogtlande No. 449, 159 und 60.) In dem Volksglauben gelten die
Frrlichter vielfach als die Seelen ungetauft verstorbener Kinder; die beiden Irrlichter
in Holzzelle im Mansfeldischen sind dagegen die Seelen eines Mönchs und einer
Nonne (Größler a. a. O. No. 49.) Das Licht ist ein Symbol für den Geist des
Verstorbenen, darum erscheinen die Seelen als Lichter. Haupt weist dabei (Sagen-
buch 2c. No. 57.) auf den Gebrauch in der Lausitz hin, daß man zwei Lichter an-
zündet, wenn Brautleute bei Tische sitzen; wessen Licht zuerst verlischt, der stirbt zu-
erst. Eine ähnliche Bedeutung haben auch die Lichter, welche man im Erzgebirge wie
anderwärts am Andreasabende oder zu Sylvester in Nußschalen auf einem Becken
mit Wasser schwimmen läßt, um daraus die Zukunft der betreffenden Personen zu
erfahren. In dem Märchen vom Gevatter Tod (Br. Grimm, Kinder= und Haus-
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