Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
Der Teufel läßt sich hier in Gestalt eines Kuckucks, Raben, oder einer Hnmmel 
sehen und schließlich fährt er wie ein Fliegenschwarm zum Fenster hinaus. 
Daß der sonst als Frühlingsbote erscheinende Kuckuck auch ein Teufelstier ist 
und als Teufel selbst auftritt, beweisen die Redensarten: „Das weiß der Kuckuck! 
Des Kuckucks werden! Der Kuckuck hat ihn hergebracht!“ Jedoch findet sich diese Vor- 
stellung nur bei den Deutschen; bei den Slaven hat der Vogel nichts teuflisches 
(Grimm, Deutsche Myth., S. 393.) Auch der Rabe, einst dem Odhin dienstbar 
und ein prophetischer Vogel, ist zum Höllentiere geworden; die Seelen der Verwünsch- 
ten und bösen Geister nahmen oft Rabengestalt an. (Rochholz, Deutscher Glaube 
und Brauch, I. S. 156. Grohmann, Aberglauben und Gebräuche aus Böhmen 
und Mähren, S. 65.) 
Daß der Teufel auch die Gestalt einer Hummel annimmt, erzählt uns eben- 
falls eine Sage aus Thüringen. Da gingen Mann und Fran, Bruder und Schwester 
zu Hauf heimlich in ein Haus und beteten den Teufel in einem Keller an; der kam in einer 
Hummel-Gestalt und flog jedem in den Mund. Und wer sich vor der Hummel neigte, 
dem ward viel Gutes. (Größler, Sagen der Grafschaft Mansfeld, S. 159). Eine 
andere Sage erzählt, daß auch der Kobold in Gestalt einer Hummel erschienen ist. 
(Größler, a. a. O., No. 87.) Der Teufel (Beelzebub) heißt Fliegengott. Mär- 
chen erzählen von teuflischen Geistern, die als Fliegen in einem Glase verschlossen 
sind. Der dem Bösen sich hinneigende nordische Gott des Feuers, Loki, verwandelt 
sich in eine Fliege. (Jac. Grimm, a. a. O., S. 559.) 
Die nach unserer Sage einen langen Tanz aufführenden Hund und Katze sind 
hier ebenfalls bedeutsam. Die Katze, besonders die schwarze, gilt bald als Hexen- 
tier, bald als Hexe selbst oder ein verwünschter, böser Geist. Der anfänglich den 
Göttern geweihte Hund aber, dem auch die Gabe der Weissagung verliehen ist, wurde 
Bote und Hüter der Schatten in der Unterwelt. (Rochholz, a. a. O., I., S. 158. 
  
240. Der Teufel bietet einer Frau zu Zwickau Geld an. 
(T. Schmidt, Chron. Zygnea. II., S. 692.) 
Im Jahre 1645 ist ein Soldat von der schwedischen Besatzung 
zu Chemnitz nach Zwickau gekommen, hat aber bald darauf seine 
Frau und Kinder wieder böslich verlassen und ist wieder zu den 
Schweden gelaufen. Als nun dessen Weib in höchster Armut lebte 
und sich sehr bekümmerte, wie sie sich und ihre Kinder nähren solle, 
ist der Teufel etlichemale zu ihr gekommen, hat ihr ein Säscklein mit 
Geld vorgehalten und gesagt, wenn sie sich ihm ergeben wolle, werde 
er ihr dieses geben, und so dies verzehrt, noch mehr bringen. Die 
Frau hat sich aber des allezeit durch's Gebet erwehrt und es endlich 
so weit gebracht, daß er sie ganz in Frieden gelassen. 
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