245. Einige Saufbrüder werden vom Teufel bestraft.
(Meltzer, Hist. Schneebergensis, S. 1267.)
An der böhmischen Grenze soll sich zugetragen haben, daß einst
sechs berufene Säufer in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntage
bis zum Morgen bestialisch gesoffen und dem Gemälde des Teufels
an der Wand etliche Mal zugetrunken haben. Da einer von ihnen
wegen empfundenen Schreckens zeitlich davon gegangen, sind die
andern fünf des Morgens um sechs Uhr mit schlotternden und ge-
brochenen Hälsen tot gefunden worden. So haben sie zum Schrecken
anderer bis an den dritten Tag gelegen.
*
Im Wesentlichen damit übereinstimmend, erzählt auch eine Oberlausitzer Sage
von fünf wüsten Gesellen bei Zittau, welche gar sehr miteinander geflucht hatten,
so daß ihnen der böse Geist die Hälse so jämmerlich verdrehte, als wenn ihnen der
Diebeshenker dieselben mit einem Rade zerstoßen hätte. Andern zum Abscheu ließ
man die häßlichen Leichname ebenfalls drei Tage lang liegen. (Haupt, Sagenbuch
der Lausitz, No. 126.)
246. Die Teufelskanzel in der Schloßkirche zu Chemnitz.
(Gräße, Sagenschatz d. K. Sachsen, No. 553.)
Zur Stadt Chemnitz gehört ein altes, im gotischen Stile gebautes
Schloß, und hier zeichnet sich besonders die Schloßkirche aus, deren
prächtiges Portal von der Kunst der Vorfahren deutlichen Beweis
liefert. Das Schloß selbst war früher ein Kloster, das wegen der
Sittenverderbnis seiner Mönche im ganzen Lande weit und breit ver-
rufen war. Mit der Erbauung des Schlosses war aber der Teufel
keineswegs zufrieden. Er beschloß daher ein ewiges Zeichen seiner
Mißbilligung der Mit= und Nachwelt zu hinterlassen. Kaum war die
Kirche des neuen Mönchsklosters vollendet, als er in einer Nacht die
Treppen herauf schritt und dem Altare und der Kanzel gegenüber noch
eine Kanzel zu bauen begann. Nasch, mit höhnischem Lächeln vollen-
dete er seine Arbeit. Um aber den Mißmut der geistlichen Brüder
zu vergrößern, vermauerte er die Kanzel, damit niemand sie betreten
und benutzen könnte. Der Tag begann zu dämmern, als er mit
seiner Arbeit zustande gekommen war, und er ging, um seinen Heim-
weg anzutreten. Zuvor aber trabte er in das Schiff der Kirche, be-
schaute sich sein Werk und befand es für gut. Dann entfernte er sich
eiligst. Am Morgen aber, als die Brüder zu beten kamen, erstaun-
ten sie nicht wenig über die neue Kanzel und stiegen die Treppe auf-
“ um zur Kanzel zu gelangen. Siehe, sie war vermauert. Voll
195 137