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12 geworfen. Unter Hohngelächter forderte er den Teufel auf, —5
zu werfen. „Soll geschehen!“ sprach dieser, schüttelte die Würfel und
mit einem gewaltigen Donnerschlag rollten diese auf den eichenen Tisch
und zeigten — 13. Da riß der Graf in furchtbarem Zorn sein Schwert
heraus und wollte den betrügerischen Teufel erwürgen. Doch dieser
hauchte seinen schwefeligen Odem aus — und kraftlos sank der Graf
auf seinen Stuhl zurück. „Wehe, wehe! Niemals sollst Du meinen
Engel, meine Isa haben!“ murmelte der zerknirschte Graf und sah
mit ängstlich stierem Blick auf seinen schrecklichen Spielgesellen. Da
schien der Teufel Erbarmen zu fühlen und machte dem Grafen den
Vorschlag, er solle seine Isa entweder seinem Todfeinde Riedhard von
Eisenbrück zum Weibe, oder dem Kloster Grünhain als Nonne über—
geben. Der Graf war aufs tiefste empört und wollte nichts von dem
Vorschlage wissen; denn der fürchterliche Riedhart war ihm ebenso
verhaßt, wie seiner lieben Isa das Lebendigbegrabensein hinter Kloster—
mauern. Der Teufel drängte zur Entscheidung, da die Mitternachts—
stunde zu Ende ging, und drohte, den Grafen mit sich fortzunehmen.
Dieser gelobte, Isa dem Kloster zu übergeben. In einer blauen
Wolke verschwand der Satan. Der Graf aber gedachte den Teufel
zu betrügen und seine Isa dem Kloster wieder zu entführen. — Die
schweren Thore des Klosters Grünhain schlossen sich hinter der jam-
mernden Isa. Weder die tröstenden Worte der Oberin, noch die
freundlichen Zusprachen der Klosterschwestern vermochten die arme Isa
zu beruhigen. Ein unbezwinglicher Gram zerstörte das blühende
Leben. — Nach einigen Monaten stand an der westlichen Klostermauer
allabendlich im Dunkel eine vermummte Gestalt, die stets mit dem
frühesten Morgengrauen wieder verschwand, während im Kloster ein
einziges Fensterlein matt erleuchtet war. In der siebenten Nacht nach
der Mitternachtsmesse durcheilte flüchtigen Laufs eine Nonne den baum-
reichen Klostergarten und gelangte mit Hülfe des Vermummten über
die Mauer. Beide verschwanden im Dunkel und eilten dem nahen
Walde zu. Als das Glöcklein zur Frühmesse rief, kam Schwester
Barbara (das war der Klostername Isa's) nicht aus der Zelle —
sie war verschwunden. — Alle Räume des Klosters wurden durchforscht,
jedoch vergeblich. Da entsandte die Oberin Klosterknechte mit Spür-
hunden in die umliegenden Wälder, doch die Flüchtigen hatten einen
großen Vorsprung nach dem dichtbewaldeten Gebirge zu gewonnen.
Als am 3. Tage die Sonne sich neigen wollte, standen die Flüchtigen
auf einer hohen Felswand, an deren Fuß das Schwarzwasser rauschte.
Da verkündete Hundegebell die Nähe der Verfolger und zwischen den
uralten Fichtenstämmen zeigten sich die Klosterknechte. Schon sind die
202.