Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
heran, die Fliehenden hören den Zuruf der Klosterknechte — 
da ertönt ein markdurchdringender Schrei — der jähe Sprung in die 
schauerliche Tiefe erfolgt. — Hunde und Häscher finden weder in den 
Wellen noch im Walde eine Spur der Flüchtigen. Der Felsen 
bedeckte sich mit schwefeligem Gelb und wird heute noch der Nonnen- 
felsen genannt. 
Der um einen Einsatz mit dem Menschen würfelnde Teufel kommt in mehreren 
Sagen vor. Nach einer Lansitzer Sage (Haupt, a. a. O., No. 103), wird jedoch da- 
bei der Teufel, welcher 6 Augen warf, betrogen, da sein Gegner ein Auge mehr 
hatte; eins war nämlich beim Werfen herausgesprungen und lag neben dem Würfel. 
  
252. Das Berggebäude „Turmhof“ bei Freiberg. 
(Gießler, Sächs. Volkssagen. Stolpen o. J., S. 282.) 
Hinter dem Gute Turmhof vor der Stadt Freiberg bemerkt man 
die Uberbleibsel eines ehemaligen bedeutenden Bergbaues. Dort war 
vor mehr als drei Jahrhunderten das Berggebäude „Turmhof“ gang- 
bar, welches zu den hervorragendsten der damaligen Zeit gehörte und 
in seinen Anfängen vielleicht bis in die Zeit der Gründung Freibergs 
zurückreichte. Wie aber alles in der Welt der Vergänglichkeit zum 
Opfer fällt, so waren auch die Tage dieser Grube gezählt, denn schon 
vor Jahrhunderten kam sie zum Erliegen, wie manche ihrer Genossinnen, 
und die Ausbeute der Gewerken verwandelte sich in Zubuße. Wodurch 
nun der Turmhof zum Erliegen gekommen, darüber giebt folgende 
Sage Aufschluß. 
Eine wichtige Person bei der Grube war der Kunststeiger Heinrich; 
er verstand das Maschinenwesen seiner Zeit wie keiner, das aber wußte 
er auch und ließ sich deshalb von niemand in sein Fach hineinreden, 
nicht einmal vom Obersteiger, der doch sein Vorgesetzter war. Deshalb 
gab es auch mancherlei Zwiespalt zwischen den beiden, und mit der 
Zeit hatte sich eine Feindschaft herausgebildet, die namentlich dem 
Obersteiger seine Stellung sehr verleidete. Der Kunststeiger war bekannt 
und gefürchtet wegen seines abstoßenden Charakters. Neid, Habsucht, 
RNachetrieb, Streitsucht, namentlich beim Kartenspiel, dem er absonder- 
lich zugethan war, und sonstige üble Eigenschaften hafteten an ihm 
und brachten ihn fortwährend in Händel mit seiner Umgebung. Auch 
erzählte man sich von ihm, daß er einen Pakt mit dem Teufel ge- 
schlossen habe. Dieser Kunststeiger hatte nun einen Sohn mit Namen 
Veit, einen muntern, freundlichen und friedliebenden Jüngling mit 
bravem, rechtschaffenem Herzen, der ebenfalls dem Bergmannsstande 
  
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