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Ubungen in der Zauberei, d. h. in dem Vermögen, höhere geheime
Kräfte auf andere, und zwar anfänglich gut oder böse, später jedoch
nur schädlich wirken zu lassen. Durch die christlichen Priester wurden
diese heidnischen gottesdienstlichen Gebräuche für fsündhaftes Blendwerk
erklärt und mit dem Teufel in Verbindung gesetzt, so daß sich die
Vorstellung von einem unmittelbaren Zusammenhange des bösen Feindes
mit dem Wesen der Zauberei ausbildete. (J. Grimm, Deutsche Myh.,
S. 580.)
Im Zusammenhange mit dem Zaubern steht auch das Beschwören,
d. h. ein Zaubern durch Segensformeln, sowie das die Zukunft ent-
hüllende Wahr= und Weissagen; letzteres geschah einst bei germanischen
Völkern durch das Auflesen der auf ein Tuch geworfenen Runen. Be-
sonders wurde die Kraft der Weissagung den mit einem reizbaren Ner-
vensystem begabten und mehr von der Außenwelt abgezogenen Frauen,
welche deshalb bei den alten Deutschen Priesterinnen und Wahrsager-
innen zugleich waren, zugeschrieben; sie waren auch die Wisserinnen
mancher Geheimnisse, und sie kannten die heilende Kraft der Kräuter,
so daß sich daraus später der Glaube des Mittelalters an Hexen und
Hexerei entwickelte. Wie das Christentum den Begriff zaubernder
Frauen bereits bei dem Heidentume vorfand und nun vielfach verän-
derte, so läßt sich bis in die Gegenwart in dem ganzen Hexenwesen
noch ein offenbarer Zusammenhang mit den Opfern, den vielfach mit
religiösen Veranstaltungen verbundenen Volksversammlungen und der
Geisterwelt der alten Deutschen nachweisen. (J. Grimm, a. a. O.,
S. 587.) Es mag nur daran erinnert werden, daß die Hexen nach
den Volksüberlieferungen am Walpurgis= oder Hexenabende fast immer
nach Orten durch die Luft fahren, welche ehemalige Gerichts= oder
Opferplätze sind. Ob übrigens die „Drutenau“, mit welchem Namen
man schon seit Jahrhunderten das Thal von Auerhammer bezeichnet,
ein solcher Platz war, mag dahin gestellt bleiben; die Drut, welche
teilweise die Frau Holle oder Perchtha vertritt und mit der man in
der Schweiz lärmende Kinder beschwichtigt, gilt häufig auch als Hexe.
“ solche erkennt man nach dem Glauben der Erzgebirger an den
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N dem Götterkultus bestanden bei den alten Deutschen auch
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