1 257. Die Zauberelse zu Zwickau.
(Tob. Schmidt, Chron. Zygn. II., S. 374. Gräße, a. a. O.,
No. 559.) 67%
Im Jahre 1557 den 22. Mai ist zu Zwickau die alte Zauber-
else gefänglich eingezogen worden. Die hatte den Leuten Tränke ge-
sotten, den Mägden Kinder abgetrieben, auch vielen Menschen in ihren
Gliedmaßen, Armen,-Beinen, Fingern, Brüsten und in die Fersen
„gefärtigt", auch viele andere Zauberei mehr getrieben. Sie hatte
auch einem Maler zu Glauchau Gift beigebracht, daß er gestorben.
So hatte sie auch leiblich mit dem bösen Feind gebuhlt und eine lange
Zeit mit ihm zugehalten, der ihr auch Geld gebracht, bisweilen 2
und 3, bisweilen auch 4 Thaler, mehr aber nie. Da man sie gefragt,
wie er aussehe, hat sie geantwortet, er wäre ein alter grauer, häßlicher
Teufel. Dieser böse Geist ist auf der Gasse oftmals mit ihr gegangen,
doch, sprach sie, es hat ihn niemand als sie sehen können. Als sie
gefangen gesessen, ist er oftmals zu ihr vor's Gefängnis und an das
vergitterte Fenster gekommen und hat sie gefragt, was sie mache, ob
sie heraus wolle, er wolle ihr helfen. Sie hat aber geantwortet, sie
wolle gern hinaus, aber sie habe noch ihre Seele zu bedenken. Auf
diese Rede ist er davon geschieden, sie aber hat gesessen bis zum 18.
Juni, da hat sie wegen vielfälliger Zauberei ihre Strafe empfangen
und ist am Galgen verbrannt worden.
Jacob Grimm weist (Deutsche Myth., S. 599) darauf hin, daß, nachdem die
heidnischen Vorstellungen von einer Verbindung der Helden mit Schwanenfrauen und
Elbinnen, verdrängt worden seien, der Glaube an einen geschlechtlichen Verkehr des
Teufels mit Hexen, durch welchen das geschlossene Bündnis besiegelt und dem Teufel
freie Macht über die Zauberinnen verliehen ward, Platz greifen konnte.
258. Das Zauberbuch und die gespenstischen Krähen.
(Mitgeteilt vom Sem. Osw. Hübner aus Bernsbach.)
Eine alte Frau in Bexnsbach, die selbst schon Großmutter war,
erzählte, daß ihr Großvater einst einen alten Freund, der Gasthofs-
besitzer in einem andern Orte war, besucht habe. Da gerade Heuernte
gewesen, sei der Wirt mit allen seinen Leuten auf die Wiese gegangen,
so daß nur sein alter Freund in dem Gasthofe zurückblieb. Dieser
erhielt den Auftrag, Bier zu verschänken, wenn Gäste kämen. Als er
nun allein gewesen, hätte er ein Buch aus einem Schranke genommen
#— sich mit Lesen darin vertieft. Auf einmal wäre eine Krähe an
–Ü
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