Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
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der Nacht ein Reiter in das Dorf Landwüst gesprengt und begehrte 
einen Bauer als Führer. Sein Mantel pauschte ganz gewaltig, denn 
er hatte einen großen Sack mit lauter blanken Goldstücken, welche er 
durch Raub und Plünderung während des damals herrschenden Schwe- 
denkriegs an sich gebracht hatte, darunter verborgen. 
Es fand sich ein Bauer, der ihm den Weg zeigen wollte, und 
beide verließen das Dorf bei dichter Finsternis. Als sie an den Ort 
gekommen waren, wo die Säule stand, verbarg der Reiter sein Gold 
in einem Kasten und befahl dem Bauer, denselben in die Erde zu ver- 
graben. Er sagte aber, daß Pulver und Blei darin verschlossen wären. 
Der Mann grub aus Leibeskräften, versenkte die Truhe und deckte sie 
wieder sorgfältig mit Schutt zu. Für seine Mühe erhielt er zehn 
Dukaten. Kaum war aber der Bauer einige Schritte von der Säule 
entfernt, so kam der Reiter ihm nach und erstach ihn, damit das Ge- 
heimnis mit dem Kasten niemandem bekannt würde. Der Offizier — 
denn ein solcher war der Reitersmann, — wurde im nahen Walde von 
seinen Kameraden, mit welchen er das Geld teilen sollte, erwartet. 
Weil er aber mit leerem Beutel kam, hängten ihn diese an den ersten 
besten Baum und ritten davon. 
Am nächsten Tage fand eine Schar schwedischer Reiter, welche 
den Wald und andere zu Verstecken geeignete Plätze nach Spionen 
und Vagabunden durchsuchte, nicht allein den gehenkten Schwedenoffizier, 
sondern auch den ermordeten Bauer. Weil dieser aber zehn Dukaten 
in der Tasche hatte, die er vordem nicht besessen haben konnte, so 
sagten die Leute, er sei ein Schatzgräber gewesen, habe auch einen 
Griff in den Goldbehälter gethan, sei aber, da er jedenfalls während 
der Arbeit gesprochen oder sich umgesehen habe, von einem Geiste ge- 
tötet worden. 
288. Der Schatz im Heinrichstein bei Platten. 
(Wenisch, Sagen aus dem Joachimsthaler Bezirke, S. 93. 2c.) 
Von Platten aus führt die Straße nach dem Orte Breitenbach. 
In mehreren Windungen zieht sie sich durch ein schönes, anmutendes 
Thal, das ein klares Gebirgswässerlein, der Breitenbach, durcheilt, 
in dessen Wellen die lustige Forelle ihr Wesen treibt, während in den 
kräftigen Fichten= und Tannenwaldungen, womit die Thalwände be- 
wachsen sind, zur Zeit des Lenzes die Vögel ihre fröhlichen Weisen 
erschallen lassen. Beim oberen Farbwerk gewahrt man zur Rechten 
einen 915 Meter hohen Felsen, den Heinrichfelsen, welcher eine pracht- 
volle Fernsicht gewährt. Seine Spitze trägt ein aus rohem Holz zu- 
– 
  
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