kam einer von ihnen mit der Botschaft zurück, daß er unfern *
Straße auf einer Anhöhe ein unbewohntes Schloß gefunden habe, in
welchem sie wenigstens das Gewitter abwarten könnten. Sie ließen
ihre Knechte bei dem Wagen und begaben sich an den bezeichneten Ort.
Die Burg mochte schon lange von niemandem bewohnt gewesen sein,
denn nur noch ein einziges Zimmer schützte unsere Reisenden vor dem
herabstürzenden Regen. Sie setzten sich an eine halbvermorschte Tafel
und nahmen die nötige Speise zu sich. Plötzlich tobte der Sturm noch
schrecklicher, heftiger ergoß sich der Regen, dreifach durchkreuzten sich
die Blitze und dreimal krachte der Donner. Im Nu stürzten die
Mauern der Burg zusammen und ein gespaltener Felsen stieg aus ihren
Trümmern empor.
Unten am Wege aber lagen die von den Donnerschlägen betäub-
ten Knechte unter dem Wagen, und sie erholten sich erst, als der Mond
wieder die Wolken zerteilte. Mit Schrecken sahen sie nun, daß das
Geld vom Wagen verschwunden war. Eben mochte die Mitternachts-
stunde geschlagen haben, als eine lichte Gestalt sich dem Wagen näherte
und durch langsames Winken den zitternden Knechten befahl, zu folgen.
Sie thaten es und kamen an einen hohen Felsen. Von selbst sprang
eine steinerne Thür auf, und sie traten in ein Gewölbe, wo ihre
Herren an einer Tafel saßen und Geld zählten. Keiner sah sich um.
Da sagte die Gestalt zu den Knechten folgende Worte: „Gehet hin
und erzählt, was Ihr gesehen habt. So lange sind diese zehn Unholde
verdammt, Geld zu zählen, bis einst ein Mann geboren werden wird,
der zehn Armen ohne Eigennutz Wohlthaten erzeigt. Diesem sei es
vergönnt, wenn er mit dem Kraute, welches Lunaria heißt, den Felsen
berührt, dieses Gewölbe zu öffnen und alles vorhandene Geld mit sich
zu nehmen.“ Die Gestalt verschwand, und die Knechte lagen wiederr
unter ihrem Wagen.
Zu Zeiten soll ein großes Getöse in der Teufelwand gehört wer-
den, welches sich seit einigen Jahren sehr vermehrt haben soll.
291. Der verborgene Schatz im Schloßbrunnen auf dem Purberge.
(J. Mann in der Erzgebirgs-Zeitung 1882, S. 16.)
Der Purberg bei dem Dorfe Tschernowitz bei Komotau trug vor
langer Zeit auf seinem altehrwürdigen Haupte ein prachtvolles Schloß,
von welchem nur noch einige Trümmer übrig geblieben sind. Vor
seiner Zerstörung schon waren aber die Schätze, welche es in seinem
Innern barg, verschwunden; Geister haben sie hinweggeräumt und be-
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