Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
292. Der beschrieene Schatz des Hohen Steins. 
(Joh. Böhm in der Erzgebirgs-Zeitung, 1881, S. 135.) 
Ein Weib, welches mit einer Gefährtin am Hohen Steine Holz 
sammelte, sah plötzlich, als sie sich aus ihrer gebückten Stellung auf- 
richtete, einen großen Haufen Gold vor sich, über dem ein zuckendes 
Flämmchen schwebte. Uberrascht und erstaunt betrachtete sie mit gierigen 
Blicken das gleißende Metall und rief laut ihrer entfernten Gefährtin 
zu: „Komm' doch schnell hierher und hilf mir den großen Schatz in 
meinen Korb raffen, welcher hier liegt!“ Kaum waren diese Worte 
ihrem Munde entflohen, als unter zischendem Geräusche der Schatz ver- 
schwand, und die Gerufene, welche eiligen Laufes herbeigekommen war, 
schalt jetzt ihre Genossin tüchtig aus, weil sie so unbedachtsam den Schatz 
beschrieen und ihn so zum Verschwinden gebracht habe. 
293. Der Schatz in der Loh bei Schönau. 
(Mitgeteilt vom Lehrer H. Schlegel aus Wildenfels.) 
In der sogenannten „Loh,“ einem stellenweise sumpfigen, nach 
dem nahen Dorfe Schönau bei Wildenfels zu gelegenen Distrikte, soll in 
früher Zeit ein Raubschloß gestanden haben. Man sah an diesem Orte 
auch häufig des Nachts um die zwölfte Stunde ein kleines Licht, und 
als man daselbst nachgrub, fand man einen großen Schatz, welcher in 
einer kupfernen Pfanne lag. 
  
294. Der Schatz auf der Geyersburg. 
(Erzgebirgs-Zeitung, 1. Jahrg. S., 196.) 
Oberhalb des Ortes Hohenstein bei der Haltestelle Mariaschein- 
Calvarienberg der Dux-Bodenbacher Bahn erheben sich auf dem 456 m 
hohen Bergsattel des Erzgebirgs die wildromantischen Ruinen der Geyers- 
burg. In dem daselbst befindlichen unterirdischen Gange, welcher erst 
auf dem Teplitzer Schloßberge ausmünden soll, liegen ungeheuere Kost- 
barkeiten aufgespeichert, die man nur am Karfreitage innerhalb der 
Dauer der Frühmesse heben kann, vorausgesetzt, daß man dabei auch 
mit der erforderlichen Vorsicht zu Werke geht. Verstreicht dieser günstige 
Zeitpunkt, so schließt sich mit einem furchtbaren Schlage die Offnung 
zu dem Raume, welcher, bewacht von neidischen Kobolden, die Schätze 
birgt, und der Suchende ist unrettbar verloren. So sollen vor einiger 
Zeit zwei Bergknappen es gewagt haben, in den Stollen einzudringen; 
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