302. Der Silbermann bei Pürstein. 1
(Erzgebirgszeitung 1880, S. 67.)
In der Gegend des Pürsteins befindet sich Silbererz in der Gestalt
eines Mannes, dessen Körper im Buchwald ruht, dessen Füße nach
Joachimsthal und dessen einer Arm nach Sachsen hinausragt, während
der andere Arm im Tannelberge liegt.
Auf Grund dieser Sage bildete sich 1870 eine Gesellschaft mit
128 Anteilen, die den alten Silberberg beim Friedhof wieder auf-
machte. Die dabei aufgefundenen alten Gänge sind verfallen, sollen
sich aber ununterbrochen bis gegen Joachimsthal ziehen, so daß der
Sage nach ein Arbeiter von hier den andern von dort rufen konnte.
303. Der Schatz im Schlosse Rabenstein. —
(Ziehnert, Sachsens Volkssagen, Anhang, No. 130; z. T. mündlich.)
Ein ehemaliger Besitzer des Schlosses Rabenstein (die Sage be-
zeichnet ihn als einen Herrn von Carlowitz), der sehr mißgestaltet ge-
wesen, soll in dem Schlosse an einem unbekannten Orte eine Pfanne
voll Gold vergraben haben mit dem Bannspruche, daß ein Besitzer des
Schlosses aus seiner Familie, welcher eben so bucklig wie er sei, den
Schatz finden und heben sollte.
Erzählt wird noch, daß von dem Schlosse zu Rabenstein vor
Zeiten ein unterirdischer Gang nach Schloß Chemnitz geführt habe.
304. Der Schatz unter der wüsten Kirche bei Reichenau.
(Bahn, Das Amt, Schloß und Städtgen Frauenstein. 1748, S. 19. 20.
Ziehnert, Sachsens Volkssagen. 4. Aufl., Pros. Anhang, No. 4;
z. T. mündlich.)
Mitten auf der Rainung der beiden Dörfer Reichenau und
Hermsdorf im Amte Frauenstein, am Kreuzwald, hart an der Straße
nach Böhmen, steht ein kleiner Stein mit der Bezeichnung „Kapelle“;
hier stand noch bis 1876 ein Teil des Mauerwerks der Kapelle zum
heiligen Kreuz oder der sogenannten wüsten Kirche, welches in dem
genannten Jahre abgetragen und als Straßenbaumaterial verwandt
wurde. Von der Erbauung und Zerstörung dieser Kapelle weiß man
wenig; wohl aber erzählt die Sage, daß unter derselben eine ganze
Braupfanne voll Gold stehe und zwölf Fässer alten Weins vergraben
seien. Viele haben schon danach gegraben; daß aber von den Schatz-
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