Einige Frauen rupften in der Nähe des Tschinnersteins Moos
und hatten ihre Körbe auf den Stein gestellt. Als sie dieselben um 12
Uhr holen wollten, um das Moos nach Hause zu tragen, waren sie
verschwunden. Schreiend entfernten sich die Frauen, bis auf eine, die
nach einer halben Stunde ihren Korb wiederfand, den Boden mit Gold
bedeckt.
Ein Knabe hütete am Tschinnerstein. Da scharrte eine Kuh einen
Topf von Silbergeld heraus, das er seinem Vater gab. Wenn das
Geld auch nicht mehr gangbar war, so wurde dieser doch dadurch reich,
indem er es verkaufte.
307. Der Heldenberg bei Seifen.
(Wenisch, Sagen aus dem Joachimsthaler Bezirke, S. 78.)
Auf dem öden und rauhen Kamme des Erzgebirges erhebt sich
bei dem böhmischen Kirchdorfe Seifen der Heldenberg, der vor vielen
Jahren mit einem dichten, fast undurchdringlichen Hochwalde bedeckt
war. In diesen ging einst ein blutarmer Holzhacker, um Holz zu
fällen. Als er in die Mitte des Waldes kam, vernahm er mit einem-
male im nahen Gebüsche ein ungewöhnliches Geräusch. Unverweilt
schritt er darauf zu und sah unter der Erde durch das Moos reines
gediegenes Gold hindurchschimmern. Dem Holzhauer klopfte das Herz
voll Freude über den unerwarteten Fund, der nun für immer seiner
bitteren Armut abhelfen sollte. Er lief über Stock und Stein, durch
dick und dünn nach Hause, um sich zum Ausgraben des edlen Metalles
die nötigen Werkzeuge, als Spitzhaue und Schaufel, zu holen. Als
der ÜUberglückliche aber zu derselben Waldesstelle zurückgekehrt war,
fand er weder das Gebüsch, noch schimmerte ihm vom Boden Gold
entgegen; alles war verschwunden. Darob war der Holzhauer tief be-
trübt; er mußte nun bis zu seinem Tode sein hartes Los, Holz zu
fällen, ertragen.
Die Sage erzählt weiter, daß einmal eine ganz schwarze Kuh über
diese reichen Goldlager gehen und sie aufwühlen wird. Dann soll aus
dem jetzt unansehnlichen Orte Seifen eine große blühende Bergstadt ent-
stehen, die den stolzen Namen Heldenberg erhalten wird.
308. Der Schatz des Braunsteins bei Joachimsthal.
(Wenisch, Sagen aus dem Joachimsthaler Bezirke, S. 46.)
Ein Hirtenjunge aus der Petermühle weidete einmal in der
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