Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

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und tiefer. Zuletzt zog ich als Familienvater Frau und Kinder 52 
ins Verderben. Aber Gottes gerechtes Strafgericht ereilte uns bald. 
Eins nach dem andern starb und wurde in dieses Schloß entrückt mit 
der Bestimmung, hier so lange zu hausen, bis ein frommer Mensch uns 
erlösen würde. Viele kamen schon vor Dir, allein da sie unlauteren 
Herzens waren, fanden sie insgesamt ihren Tod. Auch Dich hätte 
ein gleiches Los getroffen, wenn Du nicht gottesfürchtig gewesen wärest. 
Du kannst Dir nicht denken, welche Angst mich befiel, als ich Dich 
versuchte. Hättest Du die Probe nicht bestanden, so müßten wir noch 
länger in diesen Räumen verwünscht umherwandeln. Jetzt komm' und 
folge mir!“ Der Handwerksbursche willfahrte dieser Aufforderung und 
so führte ihn der Greis abwärts in einen weiten Gang, wo dem Ein- 
tretenden Kessel mit Gold und Silber entgegenblinkten. „Nimm von 
diesen Schätzen,“ hub der Alte an, „so viel Du tragen kannst; laß 
jedoch davon eine Kapelle erbauen, und gieb den Armen und Notleiden= 
den reichliche Almosen.“ Nach diesen Worten verschwand er. — Der 
Fremdling that, wie ihm geheißen, und verließ ungesäumt das Schloß, 
das schon längst von der Bergeshöhe in Staub gesunken ist. Er er- 
füllte aber auch aufs Gewissenhafteste des Greises Begehren und blieb 
glücklich sein Leben lang. 
  
310. Die Schätze im Hausberge bei Graslitz. 
(Grohmann, Sagen aus Böhmen, S. 296.) 
In der Umgegend von Graslitz erhebt sich der Hausberg, von 
welchem viele Sagen erzählt werden. Früher sollen darauf die Uber- 
reste einer Burg gesehen worden sein; sie wurden aber zum Baue einer 
großen Fabrik verwendet. 
Einem Weibe träumte einmal, sie solle in den Hausberg gehen, 
dort würde ihr ein schwarzes Zicklein mit feurigen Augen begegnen, 
dem solle sie folgen. Als sie erwachte, erzählte sie den Traum ihrem 
Manne; dieser aber ärgerte sich darüber und verbot ihr zu gehen. Da 
ihr aber in der zweiten und dritten Nacht das nämliche träumte, ging 
sie doch auf den Berg. Und wirklich, dort kam ihr ein schwarzes Zick- 
lein entgegen, das hatte feurige Augen und meckerte ihr freundlich zu. 
Sie folgte dem Zicklein und kam in eine Höhle, wo das Zicklein ver- 
schwand. In der Höhle aber erblickte sie eine schöne Jungfrau, die 
winkte ihr zu und füllte ihr die Schürze mit den Steinen, die neben 
ihr lagen. Hierauf entfernte sich das Weib und als sie heimkam, hatte 
sie goldene Münzen in der Schürze. Der Berg soll sich regelmäßig 
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