Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
In der Hoffnung ihr Nest zu finden, folgte er ihr einige rn. 
allein bald ward es ihm zu unheimlich und zu finster und so kehrte er 
wieder um. Da er nun aber die Henne auch die nächsten Tage immer 
wieder an demselben Orte fand, so dachte er darüber nach, wie ihm 
wohl die Henne den Weg in das Innere der Höhle zeigen könne. Er 
nahm also einen starken Knäuel Garn und band der Henne einen 
Faden desselben an das Bein, und diese zog ihn nun ganz langsam, gerade 
als ob sie seine Absicht merke, hinter sich in die Höhle. Schon war 
aber das Garn fast ganz abgewickelt, da sah er auf einmal vor sich 
ein brennendes Licht. Allein wie ward ihm, als er bemerkte, daß 
dasselbe aus den Augen eines schwarzen, zottigen großen Hundes mit 
furchtbarem Rachen und starken Klauen ausströme! Neben demselben 
stand aber ein Männchen in einem grauen Mäntelchen, das hatte einen 
großen Sack Geld in der Hand und rief ihm zu, er möge nur näher 
kommen. Allein der Knabe wagte es nicht und nur erst, als. das 
Männchen ihm nochmals zurief, er könne es ohne Gefahr thun, wagte 
er es. Hierauf reichte ihm der Graumantel eine Hand voll Thaler 
und sagte, er könne hierher so oft kommen, als er wolle, er solle 
jedesmal eine gleiche Summe bekommen, nur dürfe er niemandem 
sagen, woher er das Geld habe, sonst sei er verloren. Der Knabe 
fand nun den Rückweg sehr leicht, allein da er niemandem, auch seinen 
Eltern nicht, sein Glück mitteilen konnte, so blieb ihm nichts übrig, als 
das Geld zu vernaschen. Dies that er auch nach und nach, und als 
dasselbe verthan war, begab er sich wieder in die Höhle und holte sich 
eine zweite Auflage des vorigen Geschenks. Weil nun aber der Knabe 
gar zu oft bei dem Kaufmanne Näschereien kaufte und stets in blanken 
Thalern bezahlte, schöpfte derselbe Verdacht, das Geld sei gestohlen, 
und teilte seine Wahrnehmung dem Vater des Knaben mit. Da dieser 
nun recht gut wußte, daß sein Sohn nicht Pfennige, geschweige denn 
Thaler haben könne, so suchte er erst durch Drohungen heraus zu 
bringen, woher das Geld sei, und als der Knabe es nicht gestehen 
wollte, schlug er ihn so lange aufs Unbarmherzigste, bis derselbe alles 
gestand, aber auch hinzusetzte, daß ihm gewiß sein Brot gebacken sei, 
weil er das graue Männchen verraten habe. Und so geschah es auch, 
denn als der Vater am andern Morgen seinen Sohn, der ihm zu lange 
zu schlafen schien, aufwecken wollte, war er tot; der Böse hatte ihm 
den Hals umgedreht. 
315. Reichtum des Hammerbergs bei Wittichsthal. 
(Mündlich.) 
Vom Hammerberge bei Wittichsthal sagte ein Venetianer, als 
  
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