323. In Goldstücke verwandelte Kartoffeln.
(Wenisch, Sagen aus dem Joachimsthaler Bezirke, S. 98.)
Unweit von Platten steht an der Straße, die vormals von dieser
Stadt nach Bäringen leitete, eine Johannes-Statue. Eines Abends
— es mochte 9 Uhr sein — ging der Binder Fladerer aus Platten
von Bäringen nach seinem Wohnorte. Als er bei der erwähnten Statue
vorbeischritt, lagen mitten auf dem Wege frische, erst aus dem Felde
genommene Kartoffeln. Ohne sich lange zu besinnen, griff Fladerer
nach denselben und steckte sie ein. Wie er daheim die Kartoffeln aus
den Taschen nehmen wollte, zog er lauter blanke Goldstücke hervor.
Nach der Sage soll unter der Johannes-Statue ein Silbergang sein.
324. Die Hirtenjungen am Heilingsfelsen.
(Deutsche Sagen. Herausgegeben von den Brüdern Grimm. 2. Aufl.
1. B. No. 158.)
Am Johannistag kamen zwei Hirtenknaben, indem sie den jungen
Vögeln nachstellten, in die Gegend des Heilingsfelsen an der Eger und
erblickten unten an demselben eine kleine Thüre offen stehen. Die Neu-
gierde trieb sie hinein; in der Ecke standen zwei große Truhen, eine
geöffnet, die andere verschlossen. In der offenen lag ein großer Haufen
Geld, sie griffen hastig danach und füllten ihre Brotsäcklein voll. Drauf
kams ihnen greulich; sie eilten nach der Thür, glücklich trat der erste
durch. Als aber der zweite folgte, knarrten die Angel fürchterlich,
er machte einen jähen großen Sprung nach der Schwelle, die Thüre
fuhr schnell zu und riß ihm noch den hölzernen Absatz seines linken
Schuhes ab. So kam er noch heil davon und sie brachten das Geld
ihren erfreuten Eltern heim.
325. Die drei Jungfrauen und die Schätze des Borberges
bei Kirchberg.
(Anton Bär im Glückauf, 2. Jahrg. S. 80.)
In der Schlacht an der Göltzsch, in welcher die Deutschen die
Herrschaft der Sorbenwenden in den Flußgebieten der Saale, Elster
und Mulde brachen, verlor auch ein adeliger Sorbe das Leben. Seine
Burg lag inmitten seines ansehnlichen Grundbesitzes auf dem Borberge,
welcher sich nahe bei der Stadt Kirchberg erhebt. Bevor er in den
Kampf gezogen war, hatte er seine Schätze dicht neben dem Burgbrunnen,
welchen man noch heute auf dem Borberge zeigt, vergraben, seine
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