Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
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in das Gras und rief mit fast weinerlicher Stimme und allerlei zärt— 
lichen Worten nach den Schwestern. Doch auch diese Mühe schien lange 
des Erfolges zu entbehren. Endlich gewahrten seine Augen hinter einem 
Stein ein kleines graues Männlein mit langem weißen Bart, welches 
ihm also zurief: „Thörichter, warum störst Du die kaum begonnene 
Ruhe der Schwestern? Warum lohntest Du ihr Vertrauen nicht wieder 
mit Deinem Vertrauen? Du hast Dein Glück verscherzt, doch Deines 
Sohnes werden sie gedenken, sobald die Sonne achtzehnmal über die 
Erde gegangen sein wird. Wisse, die einst Vielgeplagten schlafen von 
jetzt an bei ihren Schätzen im Berge; wenn sie erwachen, erscheinen 
sie wieder an dem Brunnen; begegnet ihnen dann ein Menschenkind, 
dem sie wohlwollen, so beglücken sie es mit großem Gute.“ 
An des Köhlers Kinde ist die Verheißung zur Wahrheit geworden; 
ebenso sind im Verlauf der Zeiten die Schwestern mehreren nächtlichen 
Wanderern glückbringend erschienen. Aber noch sollen die von ihnen 
gehüteten Schätze so groß sein, daß sie davon noch vielen Erwählten 
zu spenden vermögen. Wer nun davon haben will, der gehe zur Zeit 
der Sommer- und Wintersonnenwende, sobald es nächtet, auf den 
Berg; vielleicht erscheinen die Schwestern und lassen ihn Gnade finden 
vor ihren Augen. · 
  
326. Der Schatz auf dem Burgberge bei Mulda. 
(Mündlich.) 
Zwischen den Dörfern Lichtenberg, Burkersdorf bei Frauenstein und 
dem als Sommerfrischort in Aufnahme gekommenen Mulda erhebt sich 
der Burgberg, auf dessen Gipfel man noch die Überreste eines Doppel- 
Steinwalles und einen Brunnen, „Junfernbrunnen“ genannt, sieht. 
Nach der Volkssage stand ehemals auf diesem Berge ein Schloß, und 
in einer weiten Felsenhöhle soll daselbst noch ein großer Schatz in einer 
Braupfanne liegen. Zuweilen hat man des Nachts zwischen 11 und 
12 Uhr von Lichtenberg aus auf dem Berge ein Licht gesehen, und 
wenn man dann, wenn sich das Licht zeigt, den Gipfel erklimmt und 
einen weißhaarigen Jungen mitbringt, dann ist man fähig, den Schatz 
zu heben. Jedoch sind schon viele Personen, welche dies versuchten, 
von dem Lichte oder einem Hahne, welcher auf dem Platze des alten 
Schlosses erscheint, irre geführt worden. Der Hahn soll ein verzauberter 
Burgherr sein; derselbe ist erlöst, wenn es jemandem gelingt, den 
Schatz zu heben. Der Eintritt in den Geldkeller, und ebenso der 
Austritt, muß stillschweigend geschehen. Einer kam einst hinein und 
da sah er viel Gold und Edelsteine, von denen er sich eine große 
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