Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
wuchert sind. Der Volksmund weiß nicht anzugeben, ob es eine Grenz- 
veste oder ein Jagdschloß gewesen, doch wird die Erbauung in das 
achte bis zehnte Jahrhundert verlegt. Die Sage erzählt, daß hier ein 
Burgfräulein die vergrabenen Schätze bewache, und daß solches auch 
Holz und Beeren suchende Leute schon zu verschiedenen Malen gesehen 
haben wollen; doch nur einem Menschenkinde reinen Herzens sei es 
vergönnt, ihr zu folgen. Ersteigt ein solches während der Passions- 
stunde den Berg, dann erscheint das Fräulein demselben auf dreimaligen 
Ruf und winkt — wortlos und ohne Furcht müsse man ihr folgen 
und könne dann Schätze ungemessenen Wertes heben — dann sei auch 
der Geist erlöst. Doch auf den ersten Laut verschwinde die Erscheinung 
mit Weinen und Gebärden des Leides. 
  
— 
340. Der Schatz auf dem Riesenberge bei Ossegg. 
(A. Kunze in den Mitteilungen des Nordböhm. Excursions-Clubs, 
1885, S. 124.) 
Auf dem Riesenberge bei Ossegg steht ein Turm, worin ein 
Schatz vergraben sein soll, und der Glückliche, der ihn einst heben 
wird, muß erst geboren werden. Es werden einst zwei leibliche Ge- 
schwister mit einander eine Ehe eingehen, und dieses Ehepaar wird vom 
Himmel mit einem Kinde beschenkt werden. Dieses Kind aber muß 
in einer Wiege „eingeschlummert“ werden, deren Holz von einer Fichte 
stammt, die auf dem Flecke gewachsen ist, unter welchem derjenige 
ruht, der den Schatz in dem Turme vergraben hat. Wenn nun dieses 
Kind erwachsen sein wird, so ist es berufen, den Schatz zu heben und 
wird ihn auch finden, ohne daß es nach demselben sucht. Denn im 
Traume wird ihm gesagt werden, daß es den Schatz heben soll, und 
es wird ihm auch die Stelle genau bezeichnet werden. Dann ertst, 
wenn der Schatz gehoben ist, wird auch die arme Seele erlöst sein, 
welche bei Lebzeiten den Schatz vergraben hatte. 
341. Der Schatz im Kiefrig bei Haßlau. 
(Nach einer Mitteilung des Seminarist Reinmuth.) 
Eine halbe Stunde von Haslau entfernt liegt ein Wald, den 
man nach dem Kiefernbestande das Kiefrig nennt. Hier befindet sich 
ein Felsen, auf welchem einst ein Raubschloß gestanden haben soll, 
und darnach nennt man den Felsen jetzt auch gewöhnlich kurz das 
1 Raubschloß. Unter dem Felsen aber soll ein großer Schatz liegen. In 
  
281
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.