Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
# möglicher Weise infolge zufälliger Ahnlichkeiten der neuen Niederlassun- 
gen mit Orten der verlassenen Heimat auf erstere übertragen worden. 
Dies gilt zunächst von den Ueberlieferungen, welche im Erzgebirge einen 
Götzen Crodo verehrt sein lassen. In Bothes 1492 erschienener „Kroneka 
der Sachsen“ tritt zuerst die Nachricht auf, daß man bei Goslar auf 
der Harzburg das Bild eines alten Götzen, mit Namen Crodo, der als 
Krankenhelfer galt, verehrt habe, jedoch wurde später nachgewiesen, daß 
diese Nachricht eine erfundene ist, daß es also einen Sachsengott, der diesen 
Namen führte, nicht gegeben hat. Immer aber ist hierbei erwähnens- 
wert, daß eine unserer Volkssagen einen Platz, an welchem der „Kran- 
kenhelfer“ verehrt wurde, in die Nähe von Meerane verlegt, von wo 
aus früher bis zum Anfange dieses Jahrhunderts die sogenannten 
„fahrenden Arzte“ ihre jährlichen, oft sehr weiten Reisen unternahmen. 
Bergleute deutscher Abkunft aus dem Harze waren ja, wenn 
wir von dem einige Jahrhunderte früheren Eisenbergbau und den 
hüttenmännischen Arbeiten der Slaven auf der südlichen und nördlichen 
Abdachung des Gebirges absehen (K. Schurig, Beiträge zur Geschichte 
des Bergbaues im sächs. Vogtlande, Plauen 1875, S. 2), die ersten, 
welche im Erzgebirge Bergwerke auf edle Erze anlegten und z. B. 
1171 nach Mollers Chronik von Freiberg die Gründung dieser Stadt 
veranlaßten. Liegt es da nicht nahe anzunehmen, daß durch solche 
Bergleute und andere deutsche Einwanderer aus Baiern und der Ober- 
pfalz auch germanische Göttersagen neben anderen Uberlieferungen in 
die neue Heimat verpflanzt wurden, in welche ja von ihnen, wie M. 
Körner in seinen Bockauischen Nachrichten (1758, S. 278 und 279) 
nachweist, auch die Benennungen von Bergen und Ortschaften, sowie 
von kleinen Gewässern aus der alten Heimat übertragen wurden? 
Weiter verweist die Sage vom Herdabilde bei Zwickau ganz 
deutlich auf die Ueberlieferung von der mütterlichen Gottheit der Erde 
Nerthus (Herda, altnord. Jördh), welche, nachdem sie in ihrem von 
Kühen gezogenen Wagen im Lande umhergeführt worden war und 
frohe Tage und Frieden gebracht hatte, in dem heiligen See auf Rügen 
gebadet wurde. (Grimm, deutsche Myth. 1835, S. 155. Mannhardt, 
die Götter der deutschen und nord. Völker, 1860, S. 316.) 
Anders ist es mit zwei slavischen Göttern, welche im erzgebir- 
gischen Sagenkreise auftreten, dem Triglav und Ladon. Triglav oder 
Triglas, ein Hauptgott oder vielmehr eine Göttertrias der Wenden, 
welche in Stettin einen der vornehmsten Tempel hatte, wurde als eine 
Person mit 3 Köpfen dargestellt. Bei den Wenden auf Rügen waren 
in ihr die drei Gottheiten Swantowit, Radegast und Prowe vereinigt, 
und daß auch die Slaven an der Mittelelbe, Mulde und Saale eine 
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