’ 196) schreibt, „diese Wirkung der Rute ein Wunder der in
und verborgenen Sache, deren Ursache man nicht wohl erkundigen kann,
ebenfalls wie der Magnet das Eisen, der Agtstein, so er erhitzet, das
Stroh oder Sprey, der Serpentin oder Schlangenstein, wo er im
Felde lieget, die Schlangen an sich ziehet, und dergleichen natürliche
Wunder viele mehr.“
Nach Jacob Grimm unterschied man von der Wünschelrute
mehrere Arten: als Feuerrute, Brandrute, Springrute, Schlagrute
und Beberute, und man glaubte mit ihr nicht nur verborgene Schätze
und Erzadern, sowie taube Gänge, „alte Gebäude und Gezimmer in
der Erde“, sondern auch Salz= und Kohlenlager und Wasserquellen,
ja Mörder und Diebe zu entdecken. (Grimm, Deutsche Myth. S. 546.)
Der Verfasser der Schola metallurgica fügt außerdem (S. 490) hinzu,
daß man von ihr fast alles erkundigen wolle, was in der Welt ge-
schähe, ob nämlich diese oder jene Person zu Hause sei, oder ob man
eine belagerte Festung erobern werde und dergleichen mehr; doch kann
er nicht umhin, dabei hinzuzusetzen, daß ihm dieses sehr verdächtig
vorkomme. Nach einer Überlieferung aus Johanngeorgenstadt schlägt
die Rute auch auf verborgene Rainsteine und durch sie werden Diebe
entdeckt und gestohlene Sachen wieder gefunden.
In das Bereich der Wundersagen gehören auch die Uberliefer-
ungen von den Venedigern oder Wahlen, jenen rätselhaften Fremden,
welche außer dem Fichtelgebirge, Thüringerwalde, dem Vogtlande und
andern mitteldeutschen Gebirgen auch das Erzgebirge nach Gold durch-
suchten und von dem Volke mit übernatürlichen Kräften ausgestattet
wurden. Sie kannten das Innere der Berge, wuschen die Goldkörner
aus dem Sande der Flüsse und waren mancher Zauberkünste kundig.
Vielleicht sind manche der von ihnen meldenden Sagen auf die Schätze
hütenden Berggeister zurückzuführen, umsomehr, da in den Volkssagen
der Oberpfalz die Venetianer häufig Größe und Aussehen der Berg-
männchen besitzen. In der Bavaria (III. S. 269) deutet E. Fentsch
die Wahlen als Wenden und verweist dabei auf eine Ansicht von
Baumers, nach welcher die Vallen des Plinius ein flavischer Volks-
stamm waren, welcher beim Vordringen aus dem Osten Europas bis
in die Fichtelgebirgsgegend gelangte und dort seine alte Kunst, nach
Gold und andern Metallen. zu graben, ausübte. (Zapf, Sagenkreis
des Fichtelgebirgs, S. 104.) Wir können dann noch weiter gehen und
auch die Venediger des Erzgebirges auf zerstreute Sorben zurückzuführen,
welche, als einem unterdrückten Volksstamme angehörig, in der Über-
lieferung nach und nach zu zwerghaften Wesen zusammenschrumpften.
Meldet uns doch auch eine alte Nachricht, „daß schon dreihundert Jahre
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