Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
viel von dem Golde und den Edelsteinen ein, als er unnn 
konnte. Da er wieder vor der Pforte stand, schloß sich dieselbe mit 
einem großen Knalle, der Felsen wankte und der Eingang war nicht 
mehr zu sehen. Erschrocken wollte der Mann nach seiner Blume grei- 
fen; doch er besaß sie nicht mehr, denn er hatte sie in der Höhle zu- 
rückgelassen, als er die Schätze zusammenraffte. Nach wenigen Tagen 
starb er; man fand ihn, das Gesicht nach dem Nacken umgedreht, und 
das Gold war auch verschwunden. Der Fels aber, in dem sich der 
Eingang zu der Höhle befunden haben soll, heißt heute der Teufelsfels. 
  
347. Die Wünschelrute. 
(Engelschall, Beschreibung der Exulanten= und Bergstadt Johann= 
georgenstadt. Leipzig, 1723, S. 172—174.) 
Die Wünschelrute, durch welche Klüfte und Gänge ausgegangen 
werden, wird abgeschnitten von allerlei Holz, auch zu allen Zeiten, 
doch so, daß sie zwei Zacken oder Zwiesel hat, und man selbige in 
beiden Händen zwischen den Daumen und geschlossenen Fingern halten 
kann. Ja man mag auch eine andere Materie dazu gebrauchen, als 
Messing, Eisen u. dgl. Es ist aber der Nutzen der Rute dieser, daß 
sie die in der Erden liegende Klüfte und Gänge andeutet, indem, wenn 
der Rutengeher an dergleichen Stätte kommt und die Rute aufwärts 
hält, sie sich gewaltig niederbeuget und sich zuweilen, wenn sie stark 
gehalten wird, fast entzwei windet, während die Rute da, wo man 
dem Gange nicht folgt, sondern ihn überschreitet, wieder grade über 
sich unbeweglich steht. 
Die Rute schlägt aber außer auf Gänge und Klüfte auch auf 
andere Dinge. Es entwendete eine Magd ihrer Herrschaft unterschied- 
liches, worauf man endlich einen Rutengänger holte, um im Hause 
die Rute zu schlagen; dieselbe führte ihn zu der Lade der Magd, in 
welcher sich auch die gestohlenen Sachen vorfanden. Ferner wurde 
einem Hammerwerksbesitzer allerhand entwendet. Derselbe schrieb an 
seine Freundin, den Rutengänger holen zu lassen, damit dieser mit 
der Rute forsche, ob nicht die Mägde des Bestohlenen, und welche 
unter ihnen, den Diebstahl begangen hätten. Er schickte zu dem Ende 
deren Namen mit. Die Freundin legte beide Zettel mit den Namen 
auf den Tisch, aber die Rute wollte sich nicht bewegen. Da fiel es 
der Freundin ein, ob nicht der Junge des Hammerherrn, dem es die- 
ser zwar gar nicht zutraute, den Diebstahl begangen habe. Sie schrieb 
also dessen Namen mit auf ein Papier, wickelte es zusammen und legte 
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