Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
den Niederlanden. So haben zu Gablenz im Schönburgischen *r• 
einem Orte im Oberdorfe Venediger alle Jahre Goldkörner „ausge- 
küttet“", und nach Auffindung der Bergwerke zu Annaberg sind die 
Wahlen auch dahin gekommen und haben das reichhaltige Erz ge- 
schmolzen und auf eine bessere Art gut gemacht, als die dasigen Berg- 
leute konnten. Man kennt von solchen Wahlen u. A. folgende mit 
Namen: Dr. Markus und M. Hieronymus von Venedig und Piger, 
Antonius von Florenz, Bastian Dersto von Venedig, Matz Nic. Schlas- 
cau, Adam und George Bauch, Christoph und Hanß, Friedrich und 
Barthel Fratres und Moses Hojung von Venedig, die sich von 1400 
bis 1608 im Gebirge aufgehalten haben oder an Flüssen ertappt wor- 
den sind. Ubrigens scheinen diese Leute sehr oft von guter Herkunft 
gewesen zu sein. Wahlen werden nach der Uberlieferung auch als 
Gründer des Bergbaus im Vogtlande bezeichnet. 
O(Die Orte, an denen die Wahlen Gold oder Edelsteine gefunden, 
haben sie fleißig angemerkt und in Büchlein, sogenannte Wahlenbüch- 
lein, eingetragen, wobei sie sich merkwürdigerweise der deutschen und 
nicht ihrer Landessprache bedienten. Zur Orientierung schnitten sie in 
Bäume oder meißelten sie in Felsen bestimmte Merkzeichen ein. Sie 
bedienten sich auch vieler abergläubischer Mittel; so z. B. haben sie 
zum Schmelzen, Rösten und zur Verwandlung der Metalle einzelne 
Kräuter gebraucht, wie das Mondkraut (Lunaria), bei Aufgang der 
Sonne im vollen Mond gepflückt, ferner Goldwurzel oder Martigen, 
Mondraute und Eisenkraut, auch Taubenkraut genannt. Sie sollen 
aber auch die Erze verthan oder verzaubert haben, damit sie niemand 
als sie finden könne. Sie sollen deshalb ein Stück Holz von einem 
Sarge genommen und an solche Orte, wo Körner, Erz oder sonst Me- 
talle sind, oder in einen Baum in der Nähe eingeschlagen haben, und 
niemand habe sie dann ausfindig machen können, es sei denn, das 
Holz wäre verfault oder herausgefallen. Auch sollen sie Totenköpfe 
in die Brunnen und Erzgruben geworfen haben, die erst entfernt wer- 
den mußten, wenn man etwas finden wollte; ja zuweilen sollen sie 
einen bösen Geist dahin gebannt haben. Gleichwohl gab es auch wie- 
der Mittel, um diesen Zauber aufzuheben; so wurde folgendes ange- 
geben: „Kreuch dreymal rücklings vorne um das (verzauberte) Loch, 
wenn es nicht aufgethan, so ist's auf jener Seite verthan worden und 
so hast du es auf dieser Seite noch einmal verthan: So gehe und 
kreuch auf jener Seite sechsmal rücklings herum, so thust du jenes 
und deines auf, dann wirst du es recht finden, also kannst du auch 
alle anderen Sachen, die verthan sind, wieder aufmachen, sie mögen 
verzaubert sein, wie sie wollen.“ 
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