ein Hirte in einem Tage, nebst seiner Huth- und Weide-Verrichtung,
ein Loth Gold gewaschen, an Körnern, die er vor Gold nur angesehen
und erkennet hat, die andern hat er ohnerkandt weggeworffen.“
„Zur Hohen Tanne am Galgenberg, bey der Silberbach, da die
zwey Flüßlein einen Steinwurff weit herabfließen, findest du einen
alten Stumpff von einer abgehauenen Birken, in welchen ein Bilgrams-
Stab geschnitten ist mit einem Sack. Zwischen dem Stumpff und Bach
findest du eine Hurt, die hebe auff, darunter ist ein Loch in Stein
gearbeitet, in welchem ein Gang einer Ellen breit des herrlichsten
Gold-Ertzes ist. Kanst du die Hurt nicht flugs finden, so rumpele
oder stöhre mit den Füßen oder Stock zu rings umher, biß du es
hörest dummeln, allda wirst du viel Gold finden.“
— ÊÔÊôâô — —
In der Umgegend von Elbogen erzählt man, daß alte Leute noch
im vorigen Jahrhunderte Goldsucher aus Welschland angetroffen hätten,
welche mittelst Wünschelrute und Haue den unterirdischen Schätzen nach-
spürten. Besonders geschah dies am sagenreichen Krudimberge. Doch
hat man sie niemals bei ihrer Arbeit, sondern stets vor und nach der-
selben gesehen. Bei dem Dorfe Steinmeißl bei Elbogen sahen Wald-
arbeiter aus den „Grundhöhlen“ durch eine Art Rauchfang Rauch
aufsteigen; doch nie, konnten die Leute entdecken, wer das Feuer ange-
macht. Man meinte, daß es Venediger gewesen, die hier und im
Hans-Heilingsthale Erze suchten. Der Wald bei dem Hornesbauer-
hofe war einst für Venediger ein wichtiger Fundort von Erzen. Be-
sonders sollen sie in einer Höhle an der Morgenseite der Felsen ihr
geheimnisvolles Werk getrieben haben. Es ist das eine Höhle, welche
sich, wie die Sage berichtet, am Karfreitage öffnet, so daß man in
die Felsen hineingehen und Schätze heben kann. —
In Platz wird erzählt, daß ein Italiener (Venediger) namens
Antonio Stoll hier auf Silber einschlug und wirklich in zwei Berg-
werken Silber fand, von dem er auch an die Regierung abgeliefert
hat. Die Zeit, wann dies geschah, ist unbekannt.
In den Vorbemerkungen zu diesem Abschnitte unserer Sagen wurde bereits
darauf hingewiesen, daß sich die Überlieferungen von Gold suchenden Venetianern
außer im Erzgebirge auch in anderen deutschen Gebirgen vorfinden. Das Volk ver-
legt ihre Heimat fast durchgängig nach Venedig, wo sie prachtvolle Paläste besitzen
und von wo sie in gewissen Zeiträumen wiederholt kommen, um die deutschen Ge-
birge zu durchstreifen.
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