Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

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Genossen; auch sie sollen dies alles sehen, denkt er und eilt hinweg, 
sie zu verständigen. Allein da die Knaben alle kamen, konnten sie 
trotz des eifrigsten Suchens die Wunderhöhle nicht mehr finden. Der 
Berg hatte sich geschlossen und zeigte wieder sein gewöhnliches Aus- 
sehen. Alle Jahre aber, am Karfreitag Punkt 3 Uhr soll er, wie man 
erzählt, eine Zeit lang geöffnet und samt all seinen Schätzen für 
jedermann zugänglich sein. 
  
353. Ein Geyersdorfer Bauer findet reiche Erzgänge. 
(Joh. Falke, Geschichte der Bergstadt Geyer. Dresden, 1866. S. 84.) 
Vor etwa 60 Jahren ist noch an dem hintern Teile der Kirche 
zu Geyer auf der Südseite ein gemaltes Fenster zu sehen gewesen, 
das einen buntfarbigen Bauer von ½ Elle Höhe mit zwei Deresch- 
flegeln darstellte. Dieser Bauer war der Sage nach aus Geyersdorf, 
das vor Annabergs Erbauung nach Geyer eingepfarrt gewesen sein soll, 
und derselbe ließ den hintern Teil der Kirche auf seine Kosten bauen. 
Unter diesem Fenster war ein Gemälde auf Leinwand mit einem Bauer 
in größerer Figur, zu dessen Füßen ein Leichenstein. Nach der Sage 
soll jener Bauer auf dem Rückwege von Geyer nach Geyersdorf, von 
der Nacht oder einem Schneegestöber überrascht, seine Zuflucht auf 
einem Baume genommen und dort geträumt haben, unter diesem Baume 
seien Erzgänge. Er suchte und fand so reiche Erze, daß er durch den 
nun begonnenen Bau in kurzem zum reichen Manne wurde und aus 
Dankbarkeit diesen Teil der Kirche bauen ließ. Auf dem Gemälde 
war er abgebildet, wie er im Begriff stand, mit einer lang gespitzten 
Keilhaue einzuschlagen. 
  
354. Glockengeläute verkündet neue Anbrüche. 
(Engelschall, Beschreibung der Exulanten= und Bergstadt Johanngeorgen- 
stadt. Leipzig, 1723, S. 28.) 
Im Jahre 1713 soll in der Nähe von Johanngeorgenstadt bei 
einem Vogelherde, an welcher Stelle man hierauf das Bergwerk 
„Glockenklang und Vogelgesang“ erschürfte, drei Tage nach einander 
von früh bis gegen Mittag Geläute gehört worden sein, was von et- 
lichen Personen gewissenhaft an Eidesstatt ausgesagt wurde. Wie nun 
die Gründung der Stadt Johanngeorgenstadt durch Glockengeläute an- 
gezeigt wurde, so deutete man auch jenes Läuten als ein Anzeichen für 
die Erweiterung des Bergbaus in dortiger Gegend. 
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