Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
355. Prophezeiung von reichen Erzen am Pöhlberge und 
Bärenstein. 
(Richter, Umständliche Chronica der freyen Bergstadt St. Annaberg. 
Annaberg, 1746. S. 6.) 
Anno 1471 hat Peter Rosenkranz, ein Mönch im Kloster Grün- 
hain, dem Herrn Abt von vielen und mancherlei Sachen gesagt, auch 
wie ein Bergwerk am Bärenstein aufkommen würde; dasselbe würde 
einen langen Bestand haben und viel Ausbeute geben. Denn es läge 
ein ganzer Stock Erz davor hinter dem Stein, hinab gegen das Wasser 
zu, ein Gang eines Wagens breit im Streichen, gegen halb Mittag 
und halb Abend, führte solch großes Erz, daß er nicht auszusagen 
wüßte. Und wenn es die Zeit geben würde, daß es sollte aufkommen 
und offenbar werden, so würde eine Zeche an der andern stehen, bis 
über die Waschleite hinauf, und wer nur einen Kux davon hätte, da 
würde er und seine Kinder und Kindeskinder Nahrung davon haben. 
Auch würde ein Bergwerk aufkommen zwischen dem Pöhlberg und 
Bärenstein, das würde einen guten Bestand haben und viele Ausbeute 
geben, und eine schöne Stadt dahin gebauet werden. Aber dieses Berg- 
werk wäre nur eine Ader vom Bärenstein. Und es läge auch auf den 
Raschauer Gütern viel Eisenstein, welcher auch bald gefunden, und gar 
gut Eisen daraus gemacht worden. Aber die Zeit wäre noch nicht 
vorhanden, daß der Bärenstein aufkommen sollte, denn es würde durch 
einen Aufruhr das Kloster ganz zerstöret werden, und kein Mönch 
darinnen sein, ja es würde so zerstöret werden, daß das Erdbeerkräutig 
auf denen Mauern und die Bäume über die Mauern hinauswachsen 
und gar miteinander an die Fürsten von Sachsen kommen würde. 
Dasselbe prophezeiten später mit denselben Worten drei fahrende 
Schüler, die den Abt von Grünhain Johann Gottfried Küttner um 
Herberge und Beförderung angesprochen. Auf ihre Rede hat der Abt 
eine Hirsch= und Bärenjagd am Bärenstein angestellt und die drei 
fahrenden Schüler mit hinüber geschickt. Als man sie an Ort und 
Stelle fragte, welche Zeit und Jahr es sollte offenbar werden, sind 
sie ein wenig von dannen und unter einen Ulmenbaum getreten, und 
haben miteinander geredet und gesagt: Ungefähr 50 Jahre nach dem 
Bauerkrieg und Aufruhr würde das Kloster so wüste werden, daß das 
Erdbeerkräutig auf den Mauern wachsen würde, und werden die Berg- 
städte teils zu Grunde gehen, alsdann wird der Bärenstein angehen 
und aufgenommen, allein man müßte mit dem Stollen die Gänge 
überfahren. 
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