Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
n betreiben. Er ward gar bald ein reicher Mann, der aber auch „2 
solcher seinem früheren einfachen und frommen Lebenswandel treu blieb. 
Sein Gelübde erfüllte er treulich. Er spendete für die Kirche zu Jo— 
achimsthal ein silbernes Kreuz und ließ überdies einen Predigtstuhl 
verfertigen, dessen Stütze ihn selbst im Bilde in Wams und Bergkappe 
darstellte. « 
Noch bis zum furchtbaren Brande des 31. März 1873 konnte 
man diese interessante Bergmannsfigur in der reichen und geschichtlich 
merkwürdigen Dekanatkirche zu Joachimsthal, die an dem genannten 
Tage ebenfalls zerstört wurde, unter dem Predigtstuhle sehen. 
Baslers Frau, vom ungewöhnlichen Glücke berauscht, vergaß 
Tugend und Frömmigkeit und wurde über alle Maßen stolz und hoch- 
mütig. Als ihr Mann auf der Totenbahre lag und die Bergknappen 
beim Einsegnen vor dem Hausthore standen und nach ortsüblicher 
Weise das Trauerlied mit den Worten beendigten: 
„Du bist, Herr, stark in Deinem Arm, 
Du machst bald reich und machst bald arm“, 
da sprang die Übermütige, prangend im kostbaren Kleide und strahlend 
im Diamanten= und Perlenschmucke, zum offenen Fenster und rief voll 
Zorn und Hohn hinab: „Frau Basler kann und wird niemals ver- 
armen!“ 
Noch in erhöhterem Grade gab sich Frau Basler von jetzt an der 
Verschwendung hin; sie lebte in Saus und Braus, so daß ganz unbe- 
merkt die Silberschätze in ihren Kästen und Truhen gleich einer Seifen- 
blase zerrannen. Eines Tages stand sie auf der Prager Brücke. Da 
zog die Prahlerin einen prächtigen Siegelring vom Finger, warf ihn 
in die Moldau und rief: 
„So wahr, als mein Ring nicht kehrt nach Haus, 
So wahr schöpf' ich meine Schätze nicht aus!“ 
Ein Fisch aber hörte die übermütigen Worte der frevelnden Bas- 
lerin und sah das kostbare, blitzende Ringlein; da dachte er bei sich: 
„Ohnedies harrt der Tod mein, es soll auch für Dich der Tod sein!“ 
Bald ließ der Lachs, der den Ring verschlungen hatte, sich fangen. 
Und siehe da! Des andern Tages brachte ein Fischer einen Fisch, in 
dessen Bauche sich der Ring befand, der zur Frau Baslerin heimgekehrt 
war; und wie der Ring kam zurückgeschwommen, so ist sie hülflos 
auch verkommen. — Die Maus hat Baslern zum Reichtume verholfen, 
der Fisch der Baslerin zur Armut. 
Einzelne Züge dieser Sage haben große Ahrlichkeit mit solchen in der fol- 
genden Sage von den Tellerhäusern bei Oberwiesenthal. 
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