— —
— — 22 — E — —— E 2 —1 # — ½
nun dem Hungertode zum Opfer fallen müsse, brachte ihn zur Ver-
zweiflung. Ermattet brach der Lebensmüde auf dem Wege zusammen
und wollte, da er gerade einen Strick bei sich hatte, Hand an sich legen,
um so allem Elende mit einemmale zu entgehen. Doch von neuem er-
wachte in ihm sein echt christlicher Sinn und verscheuchte das wahn-
sinnige Hirngespinnst; er nahm seine Zuflucht zur gnadenreichen Gottes-
mutter, sank auf die Knie und verrichtete ein kräftiges Gebet, das
lindernden Balsam in sein wundes Herz träufelte, so daß alsbald
Friede in dasselbe einkehrte. Vom Schlaf überwältigt, legte der Hung-
rige sein müdes Haupt auf den Rasen und schlief ein. Da klang es
um ihn her wie himmlischer Engelschor, und im strahlenden Lichtglanze
erschien Maria, die Himmelskönigin, mit dem holden Jesuskindlein auf
dem Arme. Mit wundermilden Blicken näherte sie sich dem Bergmann
und sprach: „Wach' auf, öffne die Erde unter deinem Haupte und ver-
traue fest auf Gott!“
Der Bergmann erwachte; heiliger Schauer durchrieselte seine
Glieder, da er noch immer die überirdischen Klänge zu vernehmen
meinte. Neu gestärkt sprang er auf, ergriff, um sich zu überzeugen,
ob er geträumt oder gewacht habe, seinen wuchtigen Wanderstab und
wühlte an jener Stelle, wo er geschlafen, die Erde auf. Kaum
hatte er diese einige Zoll aufgeschürft, da sank er plötzlich in die Knie,
hob seine Hände gen Himmel und rief aus: „Gepriesen sei der all-
mächtige Gott und die seligste Jungfrau Maria, ich bin gerettet!“
Ein Klumpen Gold lag zu seinen Füßen, der nun aller Not ein Ende
machte. Mit beflügelten Schritten eilte der Bergmann zu den Seinigen
heim und verkündigte ihnen mit freudestrahlendem Gesichte das wunder-
bare, rettende Ereignis. Wer beschreibt wohl den Jubel der armen
Familie, die auf überaus seltsame Weise in die Lage kam, sich die
lange entbehrten Nahrungsmittel anzuschaffen und so ihre Gesundheit
bald wieder herzustellen? Gottes reicher Segen aber begleitete auch
fernerhin die Unternehmungen des Bergmanns, der von jetzt an auf
eigene Faust den Bergbau an jener wunderbaren Stelle betrieb und
daselbst viel edles Erz zu Tage förderte.
Zur bleibenden Erinnerung an die glückliche Errettung seiner
Familie ließ der Bergmann aus tiefer Religiosität und Dankbarkeit
neben der kleinen Berghütte eine Statue der heiligen Jungfrau Maria
— und lebte mit den Seinen noch viele Jahre glücklich und zu-
rieden.
1 –½
322