367. Des Schlackenmanns oder albernen Mannes Loch.
(Heger und Lienert, Ortskunde von Schmiedeberg, 1879, S. 62.)
Das oben genannte Loch befindet sich unweit des „alten Schlos—
ses“, eines Schlackenhügels auf Pleiler Gemeindegebiet, und ist ein
alter verfallener Stollen, welcher von einem Irrsinnigen (Albernen)
in den Berg getrieben worden sein soll. Nach einem in der Nähe be—
findlichen großen Schlackenhaufen, in welchem er oft herumwühlte,
erhielt der Alberne auch den Namen Schlackenmann. Der Schlacken—
mann soll Silbererze gesucht und in Menge gefunden haben. Er ver—
barg sie aber so gut in seinem Loche, daß sie bisher niemand aufzu—
finden vermochte. Da er für seinen. Schatz fürchtete, vermied er
ängstlich jeden Umgang mit Menschen und kroch stets in das Bergloch,
sobald jemand sich näherte. Hier ist er auch einsam verstorben. Sein
Name und Andenken aber sind im Volksmunde noch lebendig.
Ein ähnlicher verfallener Bergstollen befindet sich auch hinter der
Bogmühle. Er wird das Türkenloch genannt, nach einem Manne
türkischer Abstammung, der hier gleichfalls Bergbau auf edles Erz
getrieben haben soll. Der Türke hatte es jedoch nicht auf den Gewinn
abgesehen, legte auch keinen Schatz an, wie der geizige Schlackenmann,
sondern holte sich von dem Silbererz immer nur nach Maßgabe seiner
leiblichen Bedürfnisse.
368. Die Grube „himmlisches Heer“ bei Annaberg.
(Novellistisch von Textor in „Die romantischen Sagen des Erzgebirgs“,
I. 1882, S. 225 2c. Darnach bei Gräße, Sagenschatz d. K.
Sachsen, No. 523.)
Einst lebte in der Gegend des heutigen Annabergs ein armer
Bergmann, mit Namen Daniel, der reich mit Kindern, aber nicht mit zeit-
lichen Gütern gesegnet war, und sich, weil seine Frau schwer erkrankt
war, in großer Not befand. Denn die Grube am südlichen Abhange
des Pöhlberges, wo er arbeitete, war unergiebig. Wie er nun mit
seinem Gevatter, dem Steiger, lange vergeblich gearbeitet hatte, fiel
auf einmal ein Teil des Gesteins von selbst herab und sie sahen einen
mächtigen Gang reichen Erzes vor sich; eine Stimme aber rief: „Daniel!
Ich bin der Fürst der Berge! Was Du in diesem Schachte gewinnst,
ist Dein, ich schenke es Dir!“ Jener aber sprach: „Ich kann es nicht an-
nehmen, denn es gehört den Gewerken“. Als nun der Berggeist ihn
noch mehrmals aufgefordert hatte, das Gefundene zu nehmen und an
1 Frau und Kinder zu denken, er aber sich weigerte, verschwand
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