Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
des Schilf, in welchem der Rohrsperling sein Unwesen treibt oder * 
Nohrsänger seinen schönen Gesang ertönen läßt und das Wasserhuhn 
scheu sich birgt, nur selten lassen sich im Fluge, von seinem Spiegel 
gelockt, Wasservögel darauf nieder, um ihn enttäuscht nach kurzer Rast 
wieder zu verlassen; es herrscht auf ihm die Stille und der Friede 
eines Kirchhofes. Die Quelle, welche der See geschaffen, sprudelt 
noch fort. Wenn im Winter der Frost seine Decke darüber spannt, 
friert die Stelle am spätesten zu und sie birgt gebrechliches Ei#s. Schon 
manches Opfer der Unvorsichtigkeit hat sie in ihre Tiefe gezogen. 
Im Komotauer Stadtarchive befindet sich eine Original-Urkunde, nach welcher 
der Komotauer Bürger Lazarns Drohmann im Jahre 1558 das Privilegium, auf 
Alaun und andere Mineralien bauen zu dürfen, erhielt. 
  
370. Der gute Brunn zu Niederzwönitz. 
(Meltzer, Hist. Schneebergensis, S. 871 — 875. 
Im Jahre 1608 hat sich der gute Brunn auf dem Streitwalde 
bei Niederzwönitz offenbaret, weil er viel Leute gesund machte. Eine 
Bäuerin aus Kühnheide hat nämlich dieses Brunnens heilsame Kraft 
durch einen Traum offenbart bekommen, nachdem sie 14 Jahre lang 
einen bösen Schaden an einem Schenkel gehabt und viel daran aus- 
stehen müssen. Sie hat, als sie nach ihres Traumes Anweisung den 
Brunnen nicht sogleich finden konnte, viel alte Leute gefragt, ob nicht 
bevor in dieser Gegend ein gewisser Heilbrunnen vorhanden gewesen 
oder noch anzutreffen sei. Da habe sie endlich einen hunderkjährigen 
Mann angetroffen und sich bei demselben weiter erkundigt. Derselbe 
habe die Bäuerin getröstet und ihr angezeigt, daß er den Brunnen 
wüßte; das Wasser desselben habe schon viele gesund gemacht und es 
sei deshalb früher an demselben eine Kapelle zu Ehren der heiligen 
Anna aufgebaut gewesen. Darauf habe er das Weib an den Ort ge- 
führt, worauf es auch nach des Brunnens Gebrauch von ihrer Krank- 
heit befreit worden sei. 
Im Jahre 1646 ist dieser Gesundbrunnen, der auch der Brunnen 
zu den drei Tannen genannt wurde, aufs neue in Aufnahme gekom- 
men; jedoch soll derselbe jetzt 12 Lachter höher hinauf seinen Ausfluß 
gehabt haben. Einem Mägdlein zu Gablenz, so einen Kern im Auge 
gehabt, träumte, es solle sich zu dem Drei Tannen-Brunnen führen 
und daselbst sich waschen lassen, so würde es sehend werden. Und da 
es dem Vater solchen Traum erzählet und inständig angehalten, er 
möge es dahin führen, habe es den alten Brunnen, dahin sie gelanget, 
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