nicht für den rechten Brunnen erkannt, sondern gesagt, es wäre gar
ein kleines, frisches Brünnlein. Und da hierauf der Vater seitwärts
abgegangen und den neuen Quell in einem morastigen Sumpfe gefunden,
hätte er dem Kinde die Augen dreimal mit dem Wasser gewaschen und
etwas davon mitgenommen, und da er mit dem Waschen aus diesem
Wasser fortgefahren, in der That erfreulich empfunden, daß das
Mädchen auf dem Auge wieder sehend wurde. Darauf ist denn ein
großer Zulauf der Leute von nahen und fernen Orten entstanden, so
daß an manchem Tage wohl vier-, fünf- und mehr hundert Personen
auf dem Platze sich befunden hätten, welche das Wasser teils kalt ge—
trunken, teils gewärmet oder Suppen daraus gemachet, teils sich da-
mit gewaschen oder zum Bad gebraucht hätten. Es hat auch seine
Kraft und Wirkung an vielen kranken Personen gezeigt.
Die Sage, daß im Jahre 1646 der gute Brunnen aufs neue in Aufuahme
gekommen sei, scheint sich auf eine zweite Quelle, welche man nach der Angabe
Engelhardts (Erdbeschreibung von Kursachsen, 2. B., S. 219) in dem genannten
Jahre fand und Krätzbrunnen nannte, zu beziehen. Die erste Quelle soll bereits
1498 oder 1501 entdeckt worden sein und sich so heilsam gezeigt haben, daß man
bei ihr die in der Sage erwähnte Kapelle zu Ehren der heiligen Anna erbaute.
Dieselbe ging jedoch bald wieder ein; doch blieb der Name St. Annenbrunnen, aus
welchem das Volk später „Tannenbrunnen"“ oder „Brunnen zu den drei Tannen“
machte, weil drei Tannen in seiner Nähe standen. Rings um den Brunnen baute
man Hütten und es wurden Predigten und Betstunden bei der Quelle gehalten.
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371. Entdeckung eines Heilbrunnens zu Grumbach.
(Lehmann, Histor. Schauplatz, S. 242.)
In Grumbach wohnte ein feiner, ehrlicher Mann, Daniel Nestler,
welcher große Beschwerung im Leibe hatte; diesem träumte im Jahre
1646 von einem Gesundquell. Er ging darauf durch Wiesen auf ei-
nem gebahnten Wege an die Stelle, welche nahe am Walde und nicht
weit von dem sogenannten Thumshirn-Brunnen lag. Als er von dem
neuen Quell getrunken hatte, grimmete es ihm erstlich sehr im Leibe,
doch wurde er darauf seine Beschwerung los. Weil dann aus Meißen
und Böhmen ein großer Zulauf wurde und man das Wasser im warmen
Bad gebrauchte, hielt man dabei Betstunden und vermahnte zugleich,
das Wasser behutsam zu gebrauchen.
Der oben genannte Thumshirn--Brunnen hat seinen Namen von
einem Generale, welcher 1548 mit einigen Regimentern auf Befehl
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