Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

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des Kurfürsten Joh. Friedrich nach Böhmen zog und an dem Brunnen 
sich lagerte. 
372. Die Kraft des Bernsbacher Heilbrunnens geht bald verloren. 
(Lehmann, Histor. Schauplatz, S. 243.) 
Das Geschrei vom Bernsbacher Heilbrunnen entstand im Jahre 
1684. Denn als die Kirchleute am 7. Sonntage nach Trinitatis nach 
Hause gingen, sahen sie ein Wasser, das mitten im Wege in ungewöhn- 
licher Weise emporquoll. Das ungebändige Volk lief zu und brauchte 
den Brunnen mehr zum Schaden als zum Nutzen. Denn bei manchen 
unreinen Leibern blieb er sitzen und machte große Ungelegenheit, etliche 
purgierte er heftig, etliche gar nicht. Einigen machte er die blöden 
Augen klar, anderen aber verdunkelte er dieselben. Es verschwand 
aber die heilsame Kraft samt dem Brunnen, nachdem dabei viel Unfug 
getrieben worden war. 
  
373. Die Heilquelle bei Hartessenreuth. 
(Grohmann, Sagen aus Böhmen, S. 257.) 
In der Nähe des Dorfes Hartessenreuth ist ein Brunnen, dessen 
Wasser heilkräftig sein soll. Am Rande dieses Brunnens pflegt zur 
Adventszeit in der Nacht ein altes Weib zu sitzen, und wenn jemand 
in später Nacht vorbeigeht, so hockt sie sich ihm auf und läßt sich bis 
zum nächsten Kreuzwege schleppen. Dort springt sie herab und eilt 
lachend zum Brunnen zurück. Vor alten Zeiten soll hier ein Einsiedler 
seine Hütte erbaut haben. Jeden Morgen ging er zum Brunnen, 
wusch sich dort und verrichtete dann sein Gebet. Darin wurde er aber 
durch einen höllischen Lärm gestört und wenn er aufblickte, sah er, daß 
hinter dem Brunnen ein altes Weib hockte und ihn störte. Er suchte 
die Hexe zu bannen, aber sie rührte sich nicht von der Stelle. Da 
rief er im Zorne: „So verfluche ich Dich, ewig bei diesem Brunnen 
zu sitzen, aber das Wasser des Brunnens soll heilkräftig werden und 
Du sollst zusehen, wie die Menschen, die krank hierher kommen, fröh- 
lich von dannen ziehen!“ Seit dieser Zeit ist der Brunnen heilkräftig 
geworden, das alte Weib aber sitzt heute noch an seinem Rande. 
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