· 376. Von den wunderbaren Eigenschaften des Zöblitzer
Serpentins.
(Steinbach, Historie des Städtchens Zöblitz, 1750, S. 28; Lehmann,
Schauplatz 2c., S. 451.)
Man war ebemals der Meinung, daß der Serpentin ein gutes
Gegengift sei, da man in den Serpentinsteinbrüchen von Zöblitz nie-
mals eine Otter, Kröte, einen Molch oder dergleichen giftiges Tier
gesehen habe. Daher wurden aus dem Steine Pflaster und Pillen,
sowie eine vortreffliche Tinktur gemacht; das Pflaster gebrauchte man
gegen Kopfschmerzen, Reißen und Gicht, die Pillen gegen Schwachheit
des Magens und die Tinktur gegen Gift und „alle anfälligen Krank-
heiten.“ Ein alter Reim zählt auf, gegen welche Krankheiten sich der
Stein als nützlich erwiesen haben
„Vor Leibes-Grimmen, Colica,
Vor Miltz, Gedarm oder Magen, da
Manches sich überspeiset hat,
Bringt seine Wärme guten Rath,;,
Wenn er auf'n Bauch geleget wird.
Und wo der Blasen-Stein sich rührt,
Hilft seine Wärme trefflich wohl,
Den man was tiefer legen soll.
An Händ und Füß das Zipperlein
Der warme Stein auch lindert fein.
Denen Kindes-Gebährerinn
Nimmt seine Wärm die Wehen hin.
In Schwindsucht macht er Kranke ruhn,
Wenn Lung und Leber wehe thun. 2c.“
377. Die alte Linde auf dem Gottesacker zu Annaberg.
(Richter, Chronica der freyen Bergstadt St. Annaberg, 1746, S. 248.)
Auf dem Gottesacker zu Annaberg stehet eine große, schöne und
mit Asten stattlich ausgebreitete Linde, unter welcher der Rat und die
Vornehmsten aus der Stadt auf Stühlen zu sitzen pflegen, wenn die
Trinitatispredigt unter freiem Himmel jährlich zu Mittage gehalten
wird. -
Man hat die Tradition, daß diese Linde bei folgender Gelegen—
heit umgekehrt hierher gesetzt worden sei. Ein Marstaller allhier auf
St. Annaberg habe einen ruchlosen Sohn gehabt, welcher sonderlich
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