Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
* Stadt Chemnitz vertrieben wurden, nahmen sie ihren Abzug über 
den Katzberg (Kassberg), Sauanger und Altchemnitz, nach Böhmen zu; 
dabei hat einer derselben, Bruder Barthel genannt, auf dem Sauanger 
bei der Nikolaigasse eine Valetpredigt gehalten und darin verschiedene 
Dinge prophezeit. So hat er ein unter seinen Zuhörern stehendes Weib 
also angeredet: „Du liebes Weib, Du trittst allhier und hörst mir zu, 
weißt aber nicht, daß Dir unterdessen Dein einziges Kind im Bade er— 
trunken ist?“ welches sie auch also tot gefunden. Ingleichen hat er 
verkündigt, daß der gute Mühlsteinbruch bei Chemnitz gangbar werden 
und daß in den beiden Kirchen zu St. Johannes und Nikolaus auf 
dem Altare Heidelbeersträucher wachsen würden. Dies ist auch ge— 
schehen, denn es sind beide Kirchen im Jahre 1547 von den Feinden 
angegriffen worden, wie sie denn viel größer und schöner denn jetzt 
gebaut gewesen. Weiter hat er dieser Stadt angesagt, daß sie nach 
ihm eine schöne wohlgebaute Stadt, volkreich und mit vielem Glück 
und Gaben Gottes würde begabt werden, allein wegen ihres Übermuts 
und anderer Sünden werde sie von Gott mit Pestilenz, Kriegsnot, 
Feuerschaden und endlich mit einer großen Wasserflut gestraft und 
heimgesucht werden, was auch leider bald nachher eingetroffen ist. Von 
Neukirchen im Amte Chemnitz hat dieser Mönch gesagt, daß sein Erb— 
herr ein großes Schloß daselbst bauen, aber keiner allhier sterben und 
begraben werden dürfe, welches auch bis 1709 also geschehen, als in 
welchem Jahre der ältere Baron von Taube auf dem genannten Schlosse 
gestorben und in Neukirchen begraben worden. Ferner hat er gesagt, 
es werde daselbst auch eine steinerne Brücke erbaut werden, darauf 
werde eine doppelt verlobte Braut, wenn sie zur Kirche fahren wolle, 
versinken, welches auch die Erfahrung wahr gemacht hat. 
382. Prophezeiung des M. Schütze in Oederan. 
(Staberoh, Chronik der Stadt Oederan, S. 255.) 
Am 22. Januar 1763 legte sich der alte Pastor M. Schütze zu 
Oederan ins Grab. Wenige Stunden vor seinem Ende forderte er 
Feder, Tinte und Papier, da er nicht mehr sprechen konnte. Die Feder 
entfiel ihm ebenfalls. Da blickte er den anwesenden Diakonus Frey 
wehmütig an und schrieb mit dem Finger folgende Zeichen aufs Bett: 
„m — E — gef. — . 7 Jam — El — betet!“, das letzte Wort ganz 
deutlich, die ersten aber vermochte der Diakonus nur mit Mühe her- 
auszubringen und auf ein Papier zu schreiben. Erst im Jahre 1770 
sollten die Buchstaben, welche man nicht verstanden, ihre Bedeutung 
finden; sie hießen: „Machet Euch gefaßt in 7 Jahren auf . ) 
  
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