und Elend! betet!“ Und es folgten drei traurige Hungerjahre, hervor—
gerufen durch Mißwachs. Schon im zweiten Jahre konnte niemand
mehr dem Andern eine Gabe reichen. Die Ernte faulte schon auf dem
Felde. Die Körner wurden auf der Mühle zu Brei statt zu Mehl und
hatten einen üblen Geruch. Viele starben buchstäblich vor Hunger, so
daß vom Obergebirge, wo es am traurigsten aussah, viele hundert
Kinder, welche keine Eltern mehr hatten, in die großen Orte verteilt
werden mußten.
383. Eine Prophezeiung der Zigeuner.
(Grohmann, Sagen aus Böhmen, S. 312.)
In Graslitz sollen auf dem Marktplatze einmal Zigeuner Feuer
angemacht und sich ihre Speisen gekocht haben. Als sie wegzogen, konnte
niemand mehr eine Spur entdecken, wo das Feuer gebrannt hatte.
Diese Zigeuner sollen denn auch der Stadt prophezeit haben, daß, wenn
in Graslitz ein Brand entstünde, doch niemals mehr als zwei Häuser
abbrennen würden. Diese Prophezeiung hat sich denn auch stets be—
stätigt.
384. Die Eiche bei Hartenstein.
(Gräße, Sagenschatz des K. Sachsen, No. 557.)
In dem beim Schlosse Hartenstein befindlichen Walde befand sich
vor Jahren ein ungeheurer, prächtig belaubter Eichenbaum, von dem
man erzählte, daß sein Bestehen auf geheimnisvolle Weise mit dem
Schicksale des Schönburgischen Hauses verflochten sei. Man sagte,
wenn der Baum umgehauen werde, würden drei Glieder des Schön—
burgischen Stammes sterben.
385. Eine Sylvestersage.
(Illustrirtes Familien-Journal. V. No. 116.)
Es war im vorigen Jahrhunderte an einem Sylvesterabende, da
saß in der Stadt Schöneck ein alter, wackerer Schneider, zugleich Stadt-
rat und Gemeindeältester, mit seiner getreuen Ehehälfte im rauchge-
bräunten Stübchen und schneiderte noch für den Festtag. Im großen
Kachelofen prasselte ein gemütliches Feuer, und in der Röhre sang
der Kaffee gar lustige Liedlein. Auf einmal erhob sich die Hausmutter,
kramte herum und suchte und suchte, und machte ein gar verdrießlich
Gesicht, vergeblich, sie fand nicht das Kameelgarn zu den Knopflöchern.
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