Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
392. Nächtliches Fallen zeigt einen Todesfall an. 
(Lehmann, Histor. Schauplatz, S. 930. 
Das Fallen nennt der gemeine Mann das Leichenbret, und 
glauben manche, es müsse notwendig darauf ein Todesfall erfolgen, 
auch könne solcher Fall vom Menschen ab und auf ein Vieh gewendet 
werden, wenn man sage: Falle auf meine Henne, Ziege u. s. w. Im 
Jahre 1627, ehe der Pfarrer in Markersbach im September zum 
Tode krank wurde, lag er abends samt seiner Ehefrau schon in der 
Ruhe. Die Magd war noch auf, und da sie etwas oben im Hause 
stark fallen hörte, lief sie hinauf, in der Meinung, der Herr habe 
ihr gepocht, und fragte, was sie solle? Sie wurde abgewiesen als 
eine Träumende, sie sollte zu Bette gehen. Am neunten Tage darauf 
war der Pfarrer tot. 
Anno 1653 lebte in Scheibenberg eine Pfarrerswittwe von 
Thum. Als dieselbe einst ihren Sohn, welcher verreisete, ein Stück 
begleitet hatte und wieder auf dem Heimwege war, thats in ihrem 
Hause einen ungemeinen Fall, und zwar zu derselben Stunde, da sie 
auf dem Rückwege von einem Fieberfrost überfallen wurde, daran sie 
auch nach zehn Tagen starb. 
  
393. Verstorbene zeigen durch Rufen einen Todesfall an. 
(Lehmann, Histor. Schauplatz 2c., S. 785. 
Im Jahre 1664 brannte von der Stadt Annaberg über die 
Hälfte ab; dabei verbrannte auch jämmerlich der Stadtrichter Martin 
Meyer nebst seiner Frau. Des Tags zuvor geht er vor dem Gottes- 
acker vorüber, da ruft ihn eine Stimme, die als seiner verstorbenen 
Schnur Stimme gelautet, etliche mal: Herr Vater! Des Nachts geht 
das erschreckliche Feuer gegenüber seiner Wohnung auf. 
Im Jahre 1686 wurde M. Benjamin Heyde, Oberpfarrer in 
Schneeberg, frühe, da er predigen sollte, in seinem Bette tot gefunden. 
Abends zuvor rief dreimal eine Stimme, welche seines ersten Weibes 
Stimme gleich: Herr! Herr! Herr! und darauf erfolgte sein Tod. 
  
394. Ein zersprungener Trauring zeigt den Tod des Ehegatten an. 
(Lehmann, Hist. Schauplatz 2c., S. 784.) 
Im Jahre 1666 wohnte ein Kopist in Schneeberg, ein junger, 
starker Mann, der beim Trinken hurtig von der Faust war. Seinem 
Weib, Marie Böhmin, sprang der Ring vom Finger entzwei und fiel 
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