Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

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unrechten Besitzer, darunter außer Römer noch Fürsten, Grafen u 
Herren waren, den armen Bergmann mit seiner Gewerkschaft auf der 
Sattlerzeche, in welcher Lehn das Erz gebrochen war, ausmaßen und 
auf die Halde setzten, auch sogar der Lehenträger Römer falsch be— 
schworen hatte, daß der Gang ihm gehöre, so war solches ein Greuel 
vor Gott. Alsbald verschwand das Erz dieser Zeche und verwandelte 
sich im Anbruch in Kohlen. Es soll auch zu derselben Zeit, da 
Römer draußen auf der Haspelstätte nach den alten Bergrechten den 
Schwur leistete, im Berggerichte zu Zwickau, wo Römer und sein 
Haufe mit den armen Gewerken um das Erz gestritten hatte, das 
Gewölbe aufgerissen sein, und das Glöcklein, womit man die Diener 
herein zu rufen pflegte, von selbst geklungen haben. Von dieser Be- 
gebenheit rühren die Worte Herzogs Georg her: „Der Gleeßberg ist 
ein tauber Berg, der Mühlberg ein verschworener Berg, sehet mir 
auf den Schickenberg.“ 
  
408. Frevelhafte Worte beim Bergwerk werden bestraft. 
(Meltzer, Hist. Schneeberg, S. 918.) 
Als Paul Gramman, insgemein der Hosenschneider genannt, im 
Anfang des Schneebergs eine Zeche am Wolfsberge, die der grüne 
Schild geheißen, fast allein zu eigen gehabt und einen Stollen hinein- 
getrieben, hat er ein köstliches Erz angetroffen, da er aber einstmals 
hinter dem Steiger gestanden und zugesehen, wie derselbe das schönste 
Glaserz losgebrochen, ist einer seiner guten Freunde vor den Ort ge- 
kommen und hat ihm nach bergmännischem Gebrauch ein Glückauf 
gewünscht. Der Hosenschneider aber hat freventlich und übermütig da- 
rauf geantwortet: „Was bedürfen wir dieses Glückwünschens? Siehe, 
wir haben ja das Glück in Händen und vor Augen!“ Darauf aber 
soll sich alsbald das Erz im Anbruch dermaßen abgeschnitten haben, 
daß man nicht gewußt, wie es verschwunden ist. Es ist auch ferner 
sowohl an diesem Orte, als auch am ganzen Wolfsberge wenig mehr 
ausgerichtet worden. 
  
409. In Chemnitz wird ein gottloser Spötter bestraft. 
(Richter, Chronica von Chemnitz, I. 1767, S. 72.) 
In einem Gange des ehemaligen Benedictiner-Klosters zu Chem- 
nitz befand sich ein hölzernes Christusbild mit einem krummen oder 
schiefen Munde. Da nun die Hussiten in das Kloster einfielen und 
alles darin verwüsteten, soll einer von ihnen das Bild verspottet haben. 
  
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