D herein und man zögerte deshalb, die Prozession zu —lbld“-“
selbst der Glöckner weigerte sich, die Glocke ertönen zu lassen, bevor
nicht das Unwetter vorüber sei. Da ward Klinger ungeduldig und
schwur und vermaß sich hoch und teuer, nichts sollte ihn abhalten,
das einmal angefangene Geschäft zu Ende zu führen, und wenn nie-
mand anders es thun wolle, so werde er selbst in die Kirche eilen und
das Geläute zum erstenmale in Bewegung setzen. Zwar versuchten
ihn die Priester von diesem Beginnen abzuhalten, aber umsonst, er
stürzte in den Turm und fing an die Glocke zu ziehen. Aber sonder-
bar, dieselbe klang wie ein Armesünderglöckchen und lange zuvor, ehe
es ausgelauten hatte, fuhr ein Blitzstrahl aus dunkler Wetterwolke
herab in den Turm, tötete Klinger und zündete die Kirche an. Nie-
mand wagte zu löschen, denn jeder sah hier das Gericht Gottes, und
so war in kurzem von dem schönen Bau nichts als die Mauer übrig
und niemand wagte es seitdem, die Kirche wieder aufzubauen. Klin-
gers Leichnam ward zerschmettert im Turme gefunden und am Rande
des Waldes eingescharrt. Die Umwohner aber erzählen sich, um
Mitternacht gehe sein Geist ruhelos dort umher und grüße den zu-
fällig dorthin verirrten und bei seinem Anblick ängstlich davon fliehen-
den Wanderer, und sein Herumirren müsse so lange dauern, bis ihm
jemand danke. Seinen Bruder hatte die Strafe Gottes schon vorher
.ereilt, denn noch ehe das Gericht sein Urteil gesprochen, war er vom
Pferde gestürzt und hatte den Hals gebrochen.
In Schumanns Lexicon von Sachsen (12 B. S. 444) wird die Gründung
der Oswaldskirche, welche vom Volke gewöhnlich Duselskirche, genannt wird, dem
Grünhainer Amtmann Gregor Kienter und dem Elterleiner Pfarrer M. Wolf zuge-
schrieben und als Jahr der Gründung 1515 angegeben. In Bezug der Sage von
dem Hammer= und Bergherrn Kaspar Klinger wird gesagt, daß derselbe zur Sühne
des Mordes 12 silberne Schocke, 50 Harnische und Krebse, viele Büchsen und
Bogen geben, Seelbäder stiften und nach Rom wallfahrten mußte. Auch hatte er
von dieser Wallfahrt die Erlaubnis für die Markersbacher Kirche mitgebracht, Ablaß
erteilen zu dürfen (S. 164).
Im Oswaldsthale, wo die Ruinen der Duselskirche stehen, hat man 1795
auf einem Felde einen Topf voll Brakteaten ausgegraben, die wahrscheinlich vom
Grünhainer Kloster stammten. Vielleicht haben diese Brakteaten Veranlassung zu
der Sage von einem großen Schatze gegeben, welcher unter der Kirche vergraben
liegen soll.
Der Name „Duselskirche“ wird in dem Lexicon von Sachsen von „Sankt
Useldskirche“ und der des Oswaldbaches von einem,, Asenwald“ oder „Aswaldbache“
d. i. Riesenwaldbache abzuleiten gesucht, indem die Meinung ausgesprochen wird,
die eingewanderten Sachsen hätten den dortigen Wald vielleicht Asenwald genannt,
welcher Name dann auch auf den Bach übertragen worden sei. Ich halte diese Er-
klärung für sehr gewagt und nicht recht glaubwürdig.
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