Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
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417. Der Gottesleugner zu Nossen. 
(Gräße, Sagenschatz des K. Sachsen, No. 348.) 206 
Zu Nossen lebte im Jahre 1592 ein alter Zimmermann und 
Steinbrecher, namens Walter Koch, der zeitlebens ein großer Ver— 
ächter des Gottesdienstes gewesen, auch binnen 32 Jahren niemals 
zur Beichte und zum Abendmahl des Herrn gekommen war. Dieser ward 
am 21. Juni des genannten Jahres gleich in der Mittagsstunde von 
einer alten Kirchmauer im Kloster Zelle, an der er hatte einbrechen 
helfen, erschlagen. Als man nun seinen Körper in einen Backtrog 
legte, ist selbiger alsbald zersprungen, darauf ist ein grausamer 
Wirbelwind entstanden, und als man ihm zu Grabe läuten wollte, 
ist der Klöppel in der großen Glocke ebenfalls zersprungen, weil er 
eines christlichen Begräbnisses nicht würdig gewesen. 
  
418. Vorboten der Pest. 
(Lehmann, Histor. Schauplatz. 2c., S. 962.) 
Im Erzgebirge hat es an Warnungszeichen vor der Pest nicht 
gemangelt. Zu Lengefeld ließen sich auf dem Kirchhofe, als in der 
Stadt 1680 die Pest eingezogen war, zwei weiße Schwalben sehen, 
die gegen den Herbst wieder fortzogen. Zu Marienberg hörte man 
zehn Wochen vor der Pest ein Poltern und Fallen bei Nacht in der 
Kirche, als wenn man Leichen in die Erde senkte und häufig die Erde 
auf die Särge nachschüttete; beide Kerzen verlöschten auf dem Altare, 
die Glocken wurden so unnatürlich schwer, daß man sie mit großer 
Mühe mußte in Schwung bringen, das Uhrwerk auf dem Rathause 
lief bei Tag und Nacht unterschiedliche Mal ganz ab, und einige Bürger 
haben des Nachts ein hellbrennendes Licht auf dem Rathause gesehen. 
Wie hier, so wurden auch in andern Gegenden teilweise an und für sich nicht 
gerade bemerkenswerte Erscheinungen als Vorboten der Pest angesehen. In Böhmen 
prophezeit z. B. der Storch in der Gegend, durch welche er fliegt, die Pest, während 
er dorthin, wo er sich niederläßt, Segen bringt. (Grohmann, Aberglauben rc. S. 
64.), und in der Lausitz galten als solche Vorboten: Geheul von Hunden (Hunde 
sehen übrigens nach einem Volksglauben Gespenster), Geschrei weinender Menschen, 
die man aber nicht sah, unausstehlicher Geruch und Gestank und selbst ungewöhnliches 
Blühen von Rosen im August und September des Jahres 1607. (Haupt, Sagen- 
buch, I. No. 354.) 
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