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terben selbiger Zeiten wohnte in gedachtem Bergstädtlein eM
Rohdörfer, ein Exulant aus Lutitz in Böhmen, welcher mit seinem
Weibe und sieben kleinen Kindern wunderbarer Weise den Religions—
feinden entkommen. Sein Töchterlein von sieben Jahren hatte vom
Schutthaufen eines ausgegrabenen alten Kellers etliche Kapsamen-Strünk-
lein aufgelesen und in des Vaters Garten gesteckt. Da nun solche
wohl fortgekommen und gereifet, nimmt sie die Schötchen ab und klopfet
sie aus, findet aber mit Verwunderung weiße Körnchen, die sie, un-
wissend was es sei, dem Vater weiset und spricht: „Ja, Vater sehet,
was find ich für Patterlein?“ Der Vater kennets, daß es rechte Perlen,
suchet und findet sie in den Schötchen selbst, also, daß je nach zwei
Samenkörnchen eine wahrhafte Perle lag, und sammelten sie dieses
Samens und der Perlen ein Käsnäpfchen voll. Viel Edelleute, die
sich damals in Wiesenthal als Exulanten aufhielten, habens selbst in
Augenschein genommen, auch einige dieser Perlen dem Döchterlein ab-
geschwatzt und als Rarität aufgehoben. Eine Gräfin von Hauenstein
kam von Annaberg, hielt mit der Karosse vor des erwähnten Exulanten
Thür, breitete ihr Haartuch auf den Schoß und bat, das Mägdlein
sollte ihr einige Samenschötlein aufmachen, welches auch geschah, und
sie fand, daß es wahrhaftige Perlen waren. Sie versprach darauf,
wenn der Vater einwilligen wollte, dieses glückselige Kind auf= und
anzunehmen. Endlich machte die Gräfin etliche Schoten eigenhändig
auf, aber die Perlen zerschmolzen ihr unter den Fingern, wie es auch
zuvor andern Leuten, die sie selbst aufgemacht, begegnet war. Darauf
sagte sie: „Ei, so ists eine sonderbare Gnade von Gott, derer wir
nicht würdig sind.“ Ein frommer Edelmann aus Böhmen, der auch
daselbst im Exil lebte, ließ den Vater mit allen sieben Kindern vor
sich kommen, betrachtete und befand das Wunder augenscheinlich und
kleidete die armen Kinder alle neu.
434. Brot wird aus weißer Erde gebacken.
(Moller, Theatrum Freib. Chr. II, S. 364. Ziehnert, Sachsens Volks-
sagen, Anhang, Nr. 12),)
Im Jahre 1590 fand ein armes Hirtenmädchen, welches bei der
herrschenden großen Dürre viel Hunger leiden mußte, zwei Meilen von
Freiberg einen weißen Gang einer guten Spanne dick. Derselbe sah
wie Mehl aus und sie nahm etwas davon mit nach Hause und buk
Brot daraus. Darauf geschah von anderen armen Leuten ein großer
4% das weiße Mehl wurde ausgegraben und ebenfalls verbacken.
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